Hamburg. Nach tagelangen Sperrungen und Vulkanaschechaos im Flugverkehr sind alle Sperrungen des Luftraums in Deutschland aufgehoben worden. Die Deutsche Flugsicherung erlaubt seit gestern Vormittag für das gesamte Bundesgebiet wieder Instrumentenflüge. Damit löst sich das wohl größte und teuerste Verkehrschaos der Geschichte nach gut sechs Tagen ganz langsam auf. Die Lufthansa will schon heute wieder nach Plan fliegen.

Die Deutsche Flugsicherung erlaubte ab Mittwochvormittag wieder flächendeckend Luftverkehr nach Instrumentenflugregeln. Zuvor war das Fliegen lediglich mit Sondergenehmigungen oder im Sichtflug erlaubt gewesen. Damit können deutlich mehr Flüge abgewickelt werden als zu Wochenbeginn.

Nach Angaben der Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol sollten gestern etwa 75 Prozent der normalerweise 28 000 Flüge starten und landen. Auf dem Höhepunkt des Flugchaos waren gut 80 Prozent der Flüge ausgefallen. Innerhalb von fast einer Woche wurde an Europas Himmel mehr als jeder zweite Flug gestrichen - etwa 100 000 Verbindungen fielen aus. Normalerweise hätte es in der Zeit 190 000 Flüge gegeben. Nach Schätzungen des Internationalen Flugverbandes IATA belaufen sich die Einnahmeausfälle der Airlines auf mindestens 1,7 Milliarden Dollar (1,26 Milliarden Euro). Bei Unternehmen wie BMW, Daimler, Opel oder Bosch gibt es Produktionsausfälle, weil dringend benötigte Lieferungen nicht mehr pünktlich per Luftfracht ankamen. Opel sieht sich heute zu einer eintägigen Produktionspause im Werk Rüsselsheim gezwungen. Das Bundesverkehrsministerium lockerte für den nächsten Sonntag das Fahrverbot für Lkw. So sollen die Folgen der Flugausfälle für die Firmen abgemildert werden.

Die meisten festsitzenden Passagiere sind mittlerweile an ihren Zielorten angekommen. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes kehrten über 100 000 deutsche Urlauber, die seit Freitag im Ausland festsaßen, nach Deutschland zurück.

Meteorologen gehen von einer weiteren Entspannung der Lage aus. Der Vulkan unter dem Eyja-fjallajökull-Gletscher stößt jetzt vor allem Wasserdampf und Lava aus und nicht mehr so viel gefährliche Asche. Selbst wenn es wieder zu mehr Ascheentwicklung kommen würde, hätte dies nach Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes nicht mehr solche Auswirkungen wie in den vergangenen Tagen. Grund ist eine Hochdruckbrücke, die vom Südwesten her warme Luft nach Deutschland bringt.