Hamburg. Mit erschwerten Flugbedingungen kennt der Mann sich aus. Jürgen Vietor (67) hat im Jahr 1977 die von Terroristen entführte Lufthansa-Maschine "Landshut" gesteuert. Sein damaliger Chef an Bord, Jürgen Schumann, wurde erschossen. Vietor überlebte wie alle Geiseln die Befreiungsaktion der GSG9 in Mogadischu. Die Aschewolken über Europa und das Krisenmanagement haben den pensionierten Flugkapitän nun in Rage versetzt. In einer E-Mail an Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) schrieb er: "Was Sie sich in den letzten Tagen als für das Chaos verantwortlicher Minister geleistet haben, kann ich nur mit einem Wort charakterisieren: unglaublich." Vietor sagte dem Abendblatt: "Erst sagt Ram-sauer, die Sicherheit geht vor. Dann knickt er ein und erlaubt den Fluggesellschaften zu starten und nach Sichtflugregeln zu fliegen. Die sagen dann den Piloten: Fliegt mal. Das ist unverantwortlich."

Vietor, der in Quickborn lebt, hat selbst am Hamburger Flughafen beobachtet, wie vier Air-Berlin-Jets am Dienstagmorgen starteten und nach Sichtflugregeln fliegen sollten. Voraussetzung seien fünf Kilometer Sicht und ein Mindestabstand zu Wolken. "Die waren nach drei Minuten in den Wolken verschwunden. Das mit dem Sichtflug war Augenwischerei. Die sind nach Instrumenten geflogen." An Minister Ramsauer richtete er den Appell: "Treten Sie von Ihrem Posten, den Sie nicht beherrschen und dessen Aufgaben Sie nicht annähernd erfüllen können, zurück!"