Der Schlussspurt im nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf wird zum Wettrennen um Sozialkompetenz. Nicht etwa, weil die sozialdemokratischen Erfinder der Hartz-Reformen oder die Marktwirtschaftler aus dem bürgerlichen Lager aus innerer Überzeugung zum Totalschwenk ansetzen würden. Vielmehr haben sie gespürt, dass viele Menschen durch die Veränderungen des vergangenen Jahrzehnts verunsichert sind - und versprechen ihnen nun dieses und jenes zur Linderung.

Aufgabe von Politik ist es aber, Bürger auf notwendige Veränderungen vorzubereiten und sie auch auf schwierige Wege mitzunehmen. Das gilt auch vor Wahlterminen, denn für die Wahrheit gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Die meisten Menschen wissen oder ahnen ohnehin, dass nach der NRW-Wahl zwecks Haushaltssanierung und Stabilisierung der Sozialkassen neue Einschnitte kommen werden. Und angesichts der Vorstellung, die ihnen jetzt geboten wird, werden sie sich nach dem 9. Mai erneut betrogen fühlen.