FDP-Politikerin wehrt sich gegen Vorwurf eines Bischofs, sie gehöre einer dubiosen Vereinigung an.

Berlin. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger dringt darauf, alle Opfer sexuellen Missbrauchs finanziell zu entschädigen. "Die Entschädigung der Opfer - ganz gleich, ob sie in kirchlichen oder anderen Einrichtungen missbraucht wurden - wird eine zentrale Frage sein", sagte die FDP-Politikerin im Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Der geplante runde Tisch der Bundesregierung werde sich nicht nur mit Prävention, sondern auch mit Aufarbeitung befassen.

Leutheusser-Schnarrenberger bekräftigte: "In den Fällen, die verjährt sind, müssen wir praktische Antworten finden. Unbeschadet der Tatsache, dass das erlittene Leid nicht aufgewogen werden kann, braucht es ein klares, schnelles Zeichen zur immateriellen und materiellen Wiedergutmachung."

Die Justizministerin ermahnte die katholische Kirche, rasch und umfassend mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. "Die Ankündigung der bayrischen Bischöfe, in Zukunft jeden Verdachtsfall der Staatsanwaltschaft zu melden, ist ein wichtiger Schritt", sagte sie. "Jetzt kommt es darauf an, dass diese Regelung schnell von allen Diözesen übernommen und angewendet wird."

Leutheusser-Schnarrenberger wies zugleich Anschuldigungen des Regensburger Bischofs Gerhard Müller zurück, der sie wegen ihrer Mitgliedschaft in der Humanistischen Union attackiert hatte. Die 1961 gegründete Vereinigung setzt sich für eine Trennung von Staat und Kirche ein. Müller behauptete gegenüber einer italienischen Zeitung, Leutheusser-Schnarrenberger gehöre "einer Art Freimaurer-Vereinigung" an, die "Pädophilie als Normalität darstellt". Die Ministerin entgegnete: "Dass ein katholischer Geistlicher so etwas behauptet, das verstehe ich nicht." Sie sei Mitglied in dieser Vereinigung, weil sie sich für Bürgerrechte einsetze. "Skandalöse Auffassungen spielen dort keine Rolle", betonte sie.

Mit Spannung wurde die erste offizielle Stellungnahme von Papst Benedikt XVI. zu der Vielzahl an Missbrauchsfällen erwartet. An diesem Sonnabend will der Vatikan einen Hirtenbrief des Kirchenoberhaupts veröffentlichen.