Berlin. Bei der Rettung Griechenlands steckt die schwarz- gelbe Bundesregierung in der Zwickmühle. Berlin will keine Blankoschecks ausstellen, Athen aber auch nicht hängen lassen. Morgen kommt Premier Giorgos Papandreou zu Besuch. Der Druck auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wächst, doch noch konkrete Zusagen zu machen.

In Regierungskreisen wird erwartet, dass Merkel und Papandreou sachlich und freundschaftlich die schwierige Lage erörtern. Mit den jüngsten Misstönen und anti-deutschen Emotionen in Griechenland bis hin zu Boykott-Aufrufen gegen Produkte "Made in Germany" will man sich nicht lange aufhalten. Papandreou hat seine neue Milliarden-Sparliste im Gepäck, die Merkel ebenso begrüßen wird wie die Appelle an die griechische Bevölkerung zu einer nationalen Kraftanstrengung. Merkel sagte: "Es geht, das will ich ausdrücklich sagen, nicht um Hilfsmaßnahmen."

Nach außen halten Deutschland und die anderen EU-Partner den Druck auf Athen aufrecht. Die Botschaft: Griechenland muss seine Probleme selbst lösen und so das Vertrauen der Finanzinvestoren zurückgewinnen.

Hinter den Kulissen wird aber für den Notfall vorgesorgt, sollte Athen kein frisches Geld zur Umschuldung von Verbindlichkeiten mehr bekommen und Währungsspekulationen zunehmen. Dann könnte nach Expertenangaben Plan B Realität werden: Öffentliche oder private Banken springen ein und kaufen griechische Anleihen - die Rede ist von fünf Milliarden Euro allein für deutsche Institute. Doch private Banken würden sich ohne staatliche Rückendeckung kaum engagieren. Zu den Szenarien gehört deshalb, dass die Staatsbank KfW Garantien für die Käufer griechischer Staatspapiere gibt. Auch der eigentlich nur für deutsche Institute gedachte Bankenrettungsfonds SoFFin könnte angezapft werden. Sein Garantievolumen von 400 Milliarden Euro ist bisher mit Zusagen von 150 Milliarden bei Weitem nicht ausgeschöpft. Experten spielen auch die Möglichkeit durch, den mit 115 Milliarden Euro gefüllten "Deutschlandfonds" zu nutzen.

Eine wichtige Rolle in den Berliner Überlegungen spielt zudem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Ackermann hatte zuletzt eine Staatsanleihe Griechenlands organisiert, dieser Tage wird eine weitere erwartet. Sollten sich keine Käufer griechischer Staatsanleihen finden, könnte eine gemeinsame Anleihe aller 16 Euro-Länder ins Spiel gebracht werden.