Hamburg/Kabul. Die meisten Menschen in der afghanischen Hauptstadt Kabul schliefen noch, als um 6.30 Uhr in der Früh eine gewaltige Explosion die Innenstadt erschütterte. "Ich lief nach draußen und sah Polizisten, die ganz mit Staub bedeckt waren. Sie sagten mir, ich solle wieder hineingehen", erzählte der 28-jährige Ahmed Shah einem Reporter der Londoner "Times". Die Autobombe eines Selbstmordattentäters war vor dem Gästehaus Aria unweit eines großen Hotels und Einkaufszentrums im Geschäftsviertel Shar-i-Naw explodiert. In der Nachbarschaft sind Uno-Büros, Banken, diplomatische Vertretungen und gute Geschäfte.

Die Detonation riss einen großen Krater in die Straße; verängstigte Gäste kletterten aus zerstörten Fenstern. Kurze Zeit später sprengten sich zwei weitere Militante vor dem nahen Park Residence Hotel in die Luft. Andere stürmten das Hotel und lieferten Polizei und Sicherheitskräften einen 90-minütigen Feuerkampf. "Ich wollte zum Tor hinübersehen, aber es war nicht mehr da",. sagte der 20-jährige Manuwar Shah, der an der Rezeption des Hotels stand. "Es war einfach weggesprengt worden".

Insgesamt kamen bei den Attentaten, zu denen sich später die Taliban telefonisch bekannten, mindestens 17 Menschen ums Leben. 38 weitere wurden nach Angaben von Ärzten zum Teil schwer verletzt. Taliban-Sprecher Zaidullah Mudschahid erklärte, insgesamt seien fünf ihrer Kämpfer an dieser Aktion beteiligt gewesen. Wie der Taliban-Sprecher einräumte, richteten sich die Angriffe gezielt gegen Ausländer, die in den beiden Unterkünften wohnten. In einer davon wohnten Mediziner einer von Indien betriebenen Klinik. Der indische Außenminister S. M. Krishna teilte mit, es seien bis zu neun Inder getötet und acht weitere verwundet worden. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner bestätigte zudem den Tod eines Franzosen.

Auch ein Italiener starb bei den Attentaten. Wie der Polizeichef von Kabul, Abdul Rahman, mitteile, habe der Mann im Park Residence Hotel geistesgegenwärtig zu Beginn des Angriffs die Polizei angerufen. Er sei erschossen worden, noch während er telefonierte. Unter den Toten seien auch drei Polizisten. Alle fünf Angreifer seien ums Leben gekommen. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verurteilte die Anschläge von "Feinden Afghanistans" in einer in Brüssel verbreiteten Erklärung scharf.

Die Innenstadt von Kabul war erst Mitte Januar Ziel von koordinierten Taliban-Selbstmordangriffen gewesen. Damals kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben. Im Dezember hatte eine Autobombe der Militanten das Heetal-Hotel in der Hauptstadt schwer beschädigt und acht Menschen getötet. Und im Oktober hatten Attentäter bei Angriffen auf Uno-Gästehäuser in Kabul acht Menschen mit in den Tod gerissen.