Velen. Mit dem Schlichterspruch für zwei Millionen Angestellte bei den Kommunen und beim Bund bleiben den Bürgern voraussichtlich weitere Streiks bei Bussen und Bahnen, in Kitas und bei der Müllabfuhr erspart. Arbeitgeber und Gewerkschaften verhandeln am Sonnabend wieder. Die Chancen für einen schnellen Tarifabschluss sind gut - auch wenn viele Städte über die Kosten stöhnen.

Die beiden Schlichter, Hannovers Ex-Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) und der frühere sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), wirkten sichtlich erleichtert und geschafft, als sie das Ergebnis als ihr "Gesamtkunstwerk" vorstellten: moderate 1,2 Prozent mehr Geld sofort, eine Sonderzahlung von 240 Euro im Januar 2011 sowie zwei Gehaltssprünge im nächsten Jahr von 0,6 und 0,5 Prozent. Damit stehen ab August 2011 2,3 Prozent mehr auf der Gehaltsabrechnung. Und es gibt Vorschläge für eine tarifliche Altersteilzeit ab dem 60. Lebensjahr.

Neben der Altersteilzeit ist es für die Gewerkschaften besonders wichtig, dass auch bei den Bezügen für die Beschäftigten etwas herauskommt. Nach Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sind die Tarifvergütungen im öffentlichen Dienst seit 2000 um 17 Prozent gestiegen, in der Gesamtwirtschaft dagegen um 21,4 Prozent, in Branchen wie in der Metallindustrie sogar um bis zu 27,4 Prozent.

Einen schnellen Tarifabschluss wie unlängst für die Metallbranche, der erst ab Frühjahr 2011 mehr Geld vorsieht, dafür aber die Arbeitsplatzsicherung in den Vordergrund stellt, hätten Ver.di-Chef Frank Bsirske und dbb-Verhandlungsführer Frank Stöhr ihren Mitgliedern kaum vermitteln können. Wichtig für sie sind auch Achtungserfolge wie die befristete Übernahme von Azubis, sofern sie mindestens ein Befriedigend in der Prüfung schaffen.