Hamburg. Zwei Wochen lang war Torsten Siegmund (50) aus dem Alten Land in der Dezemberkälte Arbeiter auf Probe. Die Chancen stehen gut, dass er aus Hartz IV herauskommt. Der größte Bio-Obstbauer der Region will den arbeitslosen Garten- und Landschaftsgärtner-Meister einstellen. Nicht sofort, sondern eigentlich schon vorgestern. Zum 1. Januar sollte Siegmund wieder einem normalen Job nachgehen.

Daraus wird vorerst nichts. Wie ein Hilfsbedürftiger zermahlen werden kann in der Hartzokratie, das zeigt dieser krasse Fall aus dem Hamburger Umland. Siegmund spricht von "Skandal". Und sagt: "Mir wird die Rückkehr in ein normales soziales Leben verweigert." Es müsste schnell gehen. Aber die Arbeitsgemeinschaft (Arge) in Stade und die Deutsche Rentenversicherung können sich nicht einigen, wer von ihnen den sogenannten Eingliederungszuschuss bezahlt.

Das Geld erhält der Arbeitgeber. Es sichert für ein halbes Jahr die Hälfte der Lohnkosten. "Das hat sich schnell refinanziert", sagt Siegmund, "ich zahle doch dann Sozialversicherungsbeiträge, Steuern, alles." Aus der Arge heißt es: "Es ist kompliziert, wenn ein anderer Kostenträger zuständig ist. Wir haben dann ein Leistungsverbot." Heißt: Die Arge dürfe in diesem Fall nicht zahlen, um den Kunden in Arbeit zu bringen. Die Rentenversicherung hat Siegmund am 10. März einen Beratungstermin gegeben. Dem Abendblatt liegen Schreiben des zukünftigen Arbeitgebers vor, dass der Job aber nur bis zum 28. Februar frei gehalten werden kann. Immerhin ließ der Bio-Bauer sich darauf ein, die Stelle für Siegmund zwei Monate zu reservieren.

Siegmund hat beinahe resigniert: "Für mich ist dieser Job praktisch schon verloren." Die Arge beteuert: "Wir können dem Mann nicht helfen."