Hamburg/Berlin. Vor drei Monaten hatte er seinen vorerst letzten großen Auftritt bei den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit. Jetzt ist Altkanzler Helmut Kohl in einem Heidelberger Krankenhaus die Gallenblase entfernt worden. Die Leiterin seines Berliner Büros, Gisela Hohensee, sagte gestern, Kohl habe sich Ende vergangener Woche wegen Beschwerden in die Klinik begeben. Dort habe man die Gallenblase als Ursache festgestellt und sie entfernt.

Der Eingriff sei komplikationslos verlaufen, sagte Hohensee weiter. Der Altkanzler befinde sich auf dem Weg der Besserung. Er müsse aber noch einige Tage in der Klinik bleiben, so Hohensee. Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung über die Operation berichtet. Die Sprecherin sagte, es sei wirklich kein dramatischer Eingriff gewesen.

Die Gallenblase ist ein dünner, birnenförmiger Schleimhautsack im unteren Teil der Leber. Er kann etwa 50 Milliliter Gallenflüssigkeit speichern. Häufigste Erkrankung der Gallenblase und der mit dem Organ verbundenen Wege sind Gallensteine. Sie können groß wie Kastanien werden und starke Schmerzen auslösen, wenn sie wandern und den Gallenabfluss in den Darm verstopfen.

Kohl war schon mehrfach in der Universitätsklinik Heidelberg behandelt worden. In dem Krankenhaus wurde ihm 2007 im rechten Knie ein künstliches Gelenk eingesetzt. Nach einem Sturz in seinem Haus in Ludwigshafen Anfang 2008 wurde Kohl ebenfalls in Heidelberg stationär behandelt. Seitdem ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Auf dem Gelände des dortigen Reha-Zentrums heiratete der Altkanzler im Mai 2008 auch seine zweite Frau Maike Richter. Kohl war zwischen 1982 und 1998 Bundeskanzler. Er wird am 3. April 80 Jahre alt.

Lange Zeit haben die Deutschen das Gesicht ihres Altkanzlers kaum gesehen. Bei den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wurde Kohl jedoch noch einmal von vielen für seine politischen Erfolge gefeiert.

Doch auch bei dem Wiedersehen mit den ehemaligen Staatspräsidenten Michael Gorbatschow und George Bush am 31. Oktober 2009 wirkte der Altkanzler müde und angeschlagen. Langsam wurde er an diesem Abend in seinem Rollstuhl auf die Bühne des Berliner Friedrichstadtpalastes gerollt. Kohl hielt eine kurze Rede, es fiel ihm sichtlich nicht leicht zu sprechen.

Bei den Feiern zum 20. Jahrestag stand Kohl zum bisher letzten Mal im Rampenlicht. Wochen später zeigte er sich bei der Verleihung des Fernsehpreises Bambi nur in einer Videoeinspielung und blieb in seinem Haus in Ludwigshafen.