Der israelische Präsident Schimon Peres besucht zurzeit Deutschland. Das Gedenken an die Opfer des Holocaust steht dabei im Mittelpunkt.

Berlin. Sein Besuch in Berlin, der Stadt, von der aus der millionenfache Mord an den Juden geplant wurde, ist für den israelischen Präsidenten Schimon Peres auch eine Art Reise in die eigene Vergangenheit: Unter den Opfern der Nazis waren seine Großeltern und ein Onkel. Sie verbrannten bei lebendigem Leib in einer Synagoge in der damals polnischen und heute weißrussischen Stadt Wischnewa. „Für mich schließt sich ein Kreis, der von meiner Kindheit bis zum heutigen Tag reicht“, sagte Peres zu seinem dreitägigen Besuch in Berlin.

Zum Auftakt seines Besuchs wurde Peres von Bundespräsident Horst Köhler im Schloss Bellevue empfangen. Peres wurde am Amtssitz des Bundespräsidenten mit militärischen Ehren begrüßt. Nach dem Eintrag ins Gästebuch besuchten beide Staatsoberhäupter das „Mahnmal Gleis 17“ im Grunewald. Von hier aus waren die Berliner Juden in die Vernichtungslager transportiert worden. Begleitet von Jugendlichen zündeten dort fünf Holocaust-Überlebende je eine Kerze an. Die sechste – Symbol für die sechs Millionen von den Nazis ermordeten Juden – wurde von Peres und Köhler gemeinsam entzündet.

Beim Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) standen später wieder die aktuellen Probleme im Mittelpunkt: der seit Jahren stockende Friedensprozess im Nahen Osten, ein eigenständiger Palästinenserstaat und vor allem das iranische Atomprogramm. Peres forderte eine „sehr klare und harte Haltung“ gegenüber dem Iran. Der Präsident wies auf die Wirksamkeit von Wirtschaftssanktionen hin, hob aber zugleich hervor: „Israel bekämpft nicht den Iran, wir bekämpfen die Diktatur im Iran“, die ihr eigenes Volk unterdrücke und Frieden im Nahen Osten verhindere.

Merkel kündigte an, wenn Teheran den internationalen Verpflichtungen zur Offenlegung seines Atomprogramms und zum Stopp der Urananreicherung nicht nachkomme, müsse es „Sanktionen gewärtigen“. Die Zeit sei gekommen, über Sanktionen zu sprechen.Höhepunkt des Besuchs der 86-jährige Friedensnobelpreisträger wird am Mittwoch eine Rede vor dem Bundestag während der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus sein. In ihr werde Peres an die sechs Millionen Juden erinnern, die während des Holocausts ermordet wurden, erklärte seine Sprecherin im Vorfeld.

Die auf Hebräisch gehaltene Rede werde Peres mit „seiner Vision und seinen Hoffnungen für die Zukunft Israels, Deutschlands und des Nahen Ostens“ beenden. Peres ist nach Eser Weizman (1996) und Mosche Katzav (2005) der dritte israelische Präsident, der vor dem Bundestag spricht. Den Gedenktag begeht der Bundestag jedes Jahr mit einer Feierstunde.