Hamburg. Eine brennende Kerze steht auf einem Treppenabsatz an der Hasselbrookstraße. "Christoph, du fehlst!" steht darauf mit schwarzem Filzstift geschrieben. Im zweiten Stock des Rotklinkerbaus wohnte Christoph R. Der 28-Jährige ist das erste deutsche Todesopfer der Erdbebenkatastrophe in Haiti.

In der Nacht zu Sonnabend hatte seine Familie auf der Internetseite Facebook den Tod des jungen Mannes bekannt gegeben. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bestätigte dann im Laufe des Tages, dass unter den Todesopfern ein junger Deutscher aus Hamburg sei. Weitere Angaben wollte das Auswärtige Amt aber nicht machen.

Christoph R. soll nach Informationen des Hamburger Abendblatts erst wenige Tage vor dem Erdbeben in die Millionenstadt Port-au-Prince geflogen sein. Er arbeitete für die Hamburger Exportgesellschaft August Harms mit Sitz an der Mönckebergstraße, die auf den weltweiten Transport von Maschinen und Rohstoffen spezialisiert ist. Sich selbst bezeichnete er in einem Internetforum als Handelsreisender - mit den Zielen Surinam, British Guayana aber auch Martinique und eben auch Haiti. Eigenen Angaben nach sprach er Englisch, Spanisch und Französisch. Seine Muttersprache sei Hebräisch gewesen.

Christoph R. war im Hotel Montana abgestiegen, einem der besten Hotels in der haitianischen Hauptstadt, das von einem deutschen Paar geführt wird und das später völlig zerstört wurde. Es war vor allem bei Ausländern beliebt. Unter den Trümmern werden noch bis zu 200 Opfer vermutet.

Wie Medien berichten, soll sich der 28-Jährige nach Aussagen seines Bruders Philipp R. (30) beim Ausbruch des Erdbebens auf der Terrasse des Hotels befunden und mit Kollegen gegessen haben. Während sich beide Kollegen retten konnten, wurde Christoph R. unter herabstürzenden Trümmern begraben.

Nach dem Bekanntwerden der Katastrophe hatte seine Familie auf beispiellose Weise versucht, über das Netzwerk Facebook mit Helfern und Überlebenden auf Haiti zu kommunizieren, um doch noch Lebenszeichen von Christoph R. zu erlangen. Leider ohne Erfolg. Am Sonnabendmorgen schrieb die Familie dann, dass der 28-Jährige nahe dem Hotel für tot erklärt wurde.