Berlin/Hamburg. In der Debatte über Sicherheitsmaßnahmen nach dem knapp verhinderten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug gerät nun das Angebot der Duty-free-Shops in die Kritik. Gewerkschaften von Polizisten und Piloten forderten ein Verkaufsverbot für Rasierklingen, Feuerzeuge, hochprozentigen Alkohol einschließlich Parfüm im besonders gesicherten Abflugbereich. Am Freitag vor einer Woche hatten Passagiere kurz vor der Landung in Detroit einen 23-jährigen Nigerianer überwältigt, der eingeschmuggelten Sprengstoff zünden wollte. Der Vorfall löste auch in Deutschland eine Diskussion über die Flugsicherheit aus. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, kritisierte: "Jenseits der Sicherheitsschleusen bekommen mögliche Attentäter in Duty-free-Shops und Restaurants alles, was sie für den Bombenbau brauchen." Auch der Sprecher der Piloten-Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerk, beklagte erneut, dass Passagieren bei der Kontrolle harmlose Wasserflaschen abgenommen würden, sie hinter der Schleuse aber oft brisante Waren kaufen könnten. Zwar könne man mit Rasierklingen kein Flugzeug sprengen, aber die Besatzung angreifen, sagte Handwerk dem "Tagesspiegel".

Wendt forderte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ein EU-weites Verkaufsverbot für potenziell gefährliche Stoffe. Zudem sollten Restaurants im Abflugbereich kein Metallbesteck ausgeben dürfen. "Die Sicherheitsinteressen der Bürger müssen Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben."

Mit Blick auf die Debatte über die Einführung von Körperscannern bekräftigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), dass zuvor sämtliche Bedenken zu Fragen der Gesundheit und des Persönlichkeitsrechts ausgeräumt würden. De Maizière verwies auf Studien, nach denen die genutzten Terahertz-Wellen unbedenklich seien, weil auch der Körper selbst sie erzeuge. "Trotzdem werden wir 2010 sehr genau prüfen, ob Bodyscanner der Gesundheit schaden können", fügte er in der "Bild"- Zeitung hinzu. Es gebe bei der Entwicklung der Geräte erhebliche Fortschritte, etwa für den Schutz des Persönlichkeitsrechts. "Man sieht nur eine Art Strichmännchen."

Vor rund einem Jahr war der geplante Einsatz technischer Vorläufer der Scanner EU-weit abgeblasen worden, weil die Geräte eine Art Nacktbild des Durchleuchteten erzeugten.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte dazu: "Wenn es jetzt bei Körperscannern technische Neuerungen gibt, die den Schutz der Intimsphäre gewährleisten, werden wir uns das genau ansehen."

Westerwelle warnte vor einer Datensammelwut wie bei den Amerikanern, die beim aktuellen Anschlagsversuch nicht geholfen hatte. "Der Glaube, immer mehr Informationen steigern die Sicherheit, ist ein Irrtum. Wir müssen alle uns möglichen Sicherheitsvorkehrungen treffen, aber perfekte Sicherheit wird es nicht geben", sagte er dem Magazin "Focus". "Wir brauchen keine neuen Sicherheitsgesetze, sondern eine besser ausgestattete Polizei."