Es ist ein Trugschluss zu meinen, die Bindung an einen Partner sei nur deshalb nicht so eng, weil der Trauschein fehle. Spätestens wenn ein Paar ein Kind bekommt, gibt es auch eine rechtliche Verflechtung, die bisher vor allem für die Väter, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmern wollen, kompliziert ist.

Unverheiratete Väter haben im Umgang mit ihren Kindern wenig Rechte - und wenn, dann müssen sie sich diese hart erkämpfen. Noch immer gilt die Mutter als diejenige, die sich am besten und am meisten um das Kinder kümmert. Eine Verantwortung, die manchmal unbedingt gewollt ist, die manchmal aber auch einfach an der Frau hängen bleibt oder schlicht auf sie abgeschoben wird. Kinder sind schließlich auch nicht immer gewünscht, und es ist für unverheiratete Männer auf der anderen Seite noch sehr einfach, sich der Verantwortung zu entziehen.

An diesem Bild orientiert sich bisher in Deutschland die Rechtsprechung. Doch es entspricht längst nicht mehr einer Wirklichkeit, in der immer mehr Männer unbedingt für ihre Kinder da sein wollen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat der Bundesregierung gestern sogar bescheinigt, dass diese Regelungen diskriminierend sind, für die Väter, die Kinder, die ganze Familie.

Das ist so peinlich, dass aus dem Bundesjustizministerium dazu viel konkretere Vorstellungen kommen müssten als das weiche Versprechen, über nötige Rechtsänderungen eine Debatte "sorgfältig und mit Hochdruck" zu führen. Eine Studie dazu hatte bereits die bisherige Ministerin Brigitte Zypries (SPD) in Auftrag gegeben - mit Ergebnissen ist Ende 2010 zu rechnen. Das sieht nach Auf-die-lange-Bank-Schieben aus. Ihre Nachfolgerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sollte das europäische Urteil zum Anlass nehmen, viel schneller zu handeln.