Hamburg/Berlin. Auf acht Euro monatliche Zusatzkosten müssen sich Millionen Krankenversicherte in Deutschland einstellen. Nach den Warnungen des Ersatzkassen-Chefs Thomas Ballast im Abendblatt sagt auch der Spitzenverband voraus: Im Jahr 2010 werden auf breiter Front Zusatzprämien verlangt. Was von der Großen Koalition forciert wurde, wird Realität. Die Chefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, sagte der "Berliner Zeitung": "Die Finanzlage der Kassen ist zwar unterschiedlich, aber die Lage ist überall kritisch." In Kassenkreisen heißt es dazu: "Wer zuerst zuckt, ist tot."

Denn die ersten Kassen, die die Extraprämie eintreiben, werden als bürokratische Krisenunternehmen dastehen oder als Übernahmekandidaten. Ihre Versicherten hätten sofort ein Sonderkündigungsrecht. Und wer dieselbe oder eine ähnliche Versicherung zum günstigeren Preis bekommt, der wechselt.

Acht Euro sind der Betrag, der erhoben werden kann, ohne das Einkommen der Versicherten prüfen zu müssen. Die AOK verkündete vorsichtig: "Die Allgemeinen Ortskrankenkassen starten ohne Zusatzbeiträge ins neue Jahr", so Sprecher Udo Barske. Barske wollte für das ganze kommende Jahr kein Versprechen abgeben.

Die Branchenführer Barmer und Techniker Krankenkasse sparen derzeit an allen Ecken, um Zusatzbeiträge zu vermeiden. Die DAK, Platz drei der Kassenriesen, hat ein großes Minus eingefahren. Die KKH-Allianz will nichts ausschließen. Die Betriebskrankenkassen beklagen die steigenden Ausgaben für Klinikbehandlungen (plus acht Prozent) und Arzneimittel.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte, anstatt Sparvorschläge zu machen, denke Gesundheitsminister Philipp Rösler darüber nach, "wie mehr Geld vom Bürger besorgt wird".

Auch die privaten Krankenversicherungen schreiben ihren Mitgliedern derzeit, wie hoch ihre Prämien steigen. Zwischen drei und acht Prozent mehr werden sie 2010 verlangen.