Eine Beratungsstelle soll Computernutzern helfen, ihre Rechner von Viren zu befreien. Wer nicht mitmacht, muss mit Konsequenzen rechnen.

Stuttgart/Bonn. Mit einem europaweit einzigartigen Projekt will die Bundesregierung den Viren auf privaten Computern den Kampf ansagen. Schon in der ersten Jahreshälfte 2010 sollen PC-Nutzer auf die kostenlose Hilfe einer Beratungsstelle zurückgreifen dürfen, mit der sie ihre Rechner daheim von Computerviren befreien können. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa aus Kreisen der Projektplaner. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Verband der deutschen Internetwirtschaft (eco) wollen das Vorhaben heute beim IT-Gipfel der Bundesregierung in Stuttgart vorstellen. Eine Sprecherin im Bonner BSI bestätigte die Pläne.


Dem Projektentwurf zufolge haben Internetzugangsanbieter längst die technische Möglichkeit, vireninfizierte Rechner bei ihren Kunden auszumachen. Laut Plan sollen die Firmen ihre Kunden auf die Viren hinweisen – etwa per Post oder Telefon. Angedacht ist auch eine Internetseite, die sich bei jeder Einwahl ins Netz automatisch aufbaut, falls auf dem Rechner Viren lauern. Nach Angaben der Projektorganisatoren läuft die Abstimmung mit den DSL-Dienstleistern „auf Hochtouren“. Machten nur die fünf größten Anbieter mit, seinen damit bereits etwa 80 Prozent des deutschen DSL-Marktes abgedeckt.

Kunden, die allerdings eine Zusammenarbeit mit den jeweiligen Internetdienstleistern verweigern, müssen mit Sanktionen rechnen. Welche das genau sein könnten, müsse noch geklärt werden. „Wer im Netz ohne Virenschutz unterwegs ist, gefährdet andere Nutzer in etwa so, wie ein Autofahrer, der mit kaputten Bremsen unterwegs ist und so andere fahrlässig gefährdet“, sagte eco-Fachbereichsleiter Sven Karge, einer der Projektplaner.

Die Projektplaner schätzen, dass in Deutschland bis zu einem Viertel aller Rechner mit Viren infiziert ist. Es gebe allein 60000 Neuinfektionen jeden Monat. Kriminelle schleusen die Viren über das Internet auf die Rechner und öffnen sich so ein Tor für Verbrechen - etwa, indem sie online das Bankkonto plündern oder den Rechner per Fernsteuerung für den Versand krimineller Massen-E-Mails nutzen. Ziel des laut BSI in Europa einzigartigen Projektes ist es, Deutschland aus den Top-Ten der Länder zu bekommen, von dessen PCs Netzkriminalität ausgeht.

Herzstück der bundesweiten Beratungsstelle soll ein rund 40 Mitarbeiter starkes Call-Center sein. Zunächst jedoch sollen die Besitzer infizierter Rechner im Internet eine Seite ansteuern, auf der hinterlegte Reinigungsprogramme die Viren ausmerzen. Erst wenn Schritt eins erfolglos ist, soll das Call-Center per Telefon eine Anleitung zur Virenbekämpfung geben.