Teheran droht Crew mit Strafe. Eine neue Provokation des islamischen Landes nach den jüngsten Atomplänen.

Hamburg/London/Teheran. Mit dem Abfangen einer Rennyacht im Persischen Golf und der Inhaftierung ihrer fünfköpfigen britischen Crew hat der Iran seinen konfrontativen Kurs gegenüber dem Westen fortgesetzt. Die "Kingdom of Bahrain", unterwegs von Bahrain nach Dubai, war aufgrund eines Schadens an der Schraube offenbar einige Hundert Meter auf iranisches Hoheitsgebiet abgetrieben worden, als die Marine der Revolutionsgarden das Schiff stoppte und entert. Die Briten seien illegal in den Iran eingedrungen, erklärte Stabschef Esfandiar Rahim-Maschaei. Er fügte hinzu, sollte sich bestätigen, dass die Briten in Spionage-Absicht gekommen seien, drohten ihnen "ernsthafte rechtliche Schritte".

Der Vorfall ereignete sich bereits am vergangenen Mittwoch, wurde aber erst jetzt bekannt. Die fünf Briten - der gebürtige Ire David Bloomer, Olly Smith (31), Luke Porter und Oliver Young (beide 21) sowie der 26-jährige Sam Usher waren auf dem Weg zu der Regatta "Dubai-Muscat"; ihr Boot gehört zum Segel-Projekt "Sail Bahrain".

Die Regierung in London informierte ihre Angehörigen. In welchem Gefängnis die fünf Segler festgehalten werden, ist unklar.

Der britische Außenminister David Miliband sagte, er hoffe, dass das Problem bald geregelt werden könne. "Es ist wichtig zu betonen, dass es sich um Zivilisten und nicht um Marineangehörige handelt. Sie wollten nur ihrem Sport nachgehen", sagte Miliband. Es ist nicht das erste Mal, dass die iranische Marine ein britisches Schiff aufbringt. Im März 2007 waren 15 britische Marineangehörige festgesetzt worden. Teheran hatte behauptet, sie seien in iranische Gewässer eingedrungen. London beharrte darauf, dass sie sich in internationalen Gewässern befunden hätten. Die Soldaten wurden nach zwei Wochen Haft freigelassen.

Die Beziehungen zwischen dem Iran und Großbritannien sind seit Jahren angespannt, das Mullah-Regime betrachtet das Land ebenso als Gegner wie die USA. Wie die angesehene Londoner Zeitung "The Guardian" schrieb, wird die britische Regierung eine "Rekalibrierung" ihrer Beziehungen zu Teheran vornehmen. "Wir bereiten eine wohlbedachte Antwort vor", sagte ein Diplomat. "Wir werden keine überstürzten Maßnahmen ergreifen, aber wir werden sie auch nicht damit durchkommen lassen. Wir reden nicht über Vergeltung, aber wir werden die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dies wird Auswirkungen auf die politischen Optionen haben." Außenministerin Margaret Beckett hat eine Überprüfung der britisch-iranischen Beziehungen angeordnet.

Ein führender iranischer Journalist sagte, der Vorfall könnte auch bleibende Auswirkungen auf das gestörte Verhältnis zum Irak haben: "Das Kneifen in den Schwanz des alten britischen Löwen sendet den Irakern die Botschaft: Wenn die Amerikaner abziehen, gibt es hier nur noch uns beide - und wir könnten dasselbe mit euch machen."

Vor wenigen Tagen erst hatte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Westen, vor allem aber die USA, im Atomstreit provoziert, indem er den Bau von zehn weiteren Uran-Anreicherungsanlagen ankündigte. Der französische Außenminister Bernard Kouchner sagte dazu dem Pariser "Figaro", die Missachtung der Forderungen der Internationalen Atomenergieagentur IAEA sei "sehr gefährlich. Man kann nicht hinnehmen, dass sie sich die Atombombe verschaffen." Kouchner fügte hinzu: "Dieses Regime schließt sich ein. Es hört leider weder auf sein Volk noch auf die internationale Gemeinschaft." Man müsse "alles tun, damit kein Zündfunke in das Pulverfass kommt".

Experten halten Ahmadinedschads Ankündigung allerdings für einen Bluff. Dem US-Sender ABC News sagte der Fachmann David Albright: "Sie können diese Anlagen nicht bauen. Keine Chance. Sie müssten Sanktionen überwinden, sie haben technische Probleme ... außerdem haben sie gar nicht genug Uran."

Die "Washington Post" witterte in der Ankündigung eher ein Störfeuer gegen US-Präsident Barack Obama. Seine Bemühungen um eine Annäherung an den Iran trügen "wenig Früchte". Die "Times" nannte die Ankündigung zudem einen "Grabspruch" für die zwölfjährige Amtszeit des IAEA-Chefs Mohammed al-Baradei, der gestern von dem Japaner Yukiya Amano abgelöst wurde.