Dass Kristina Köhler in den Ministerrang aufstieg, verdankt die 32-Jährige trotz aller Versiertheit ihrer hessischen Herkunft. Denn ihr Landesverband muss aus seinem eigenen Selbstverständnis heraus im Bundeskabinett vertreten sein. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) weiß, dass es ohne die einflussreichen Hessen in Berlin nicht geht.

Da trifft es sich gut, wenn der hessische CDU-Vorsitzende Koch auch noch einen Personalvorschlag parat hat, mit dem die Regierungschefin mehr als gut leben kann. Denn Kristina Köhler, das war auch in der Vergangenheit häufiger zu hören, genießt durchaus die Gunst der Kanzlerin. Frei von den Zwängen der Political Correctness meldete sie sich gegen den Islamismus zu Wort. Und furchtlos nahm sie den früheren Außenminister Steinmeier im BND-Untersuchungsausschuss ins Kreuzverhör - ihre Auftritte galten allgemein als schlagfertig, unerschrocken, in zwei Worten: außerordentlich talentiert. Dennoch dürfte einer so jungen Ministerin fast schon zwangsläufig viel Misstrauen entgegenschlagen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauses am Berliner Alexanderplatz. Es wird Kristina Köhlers wichtigste Aufgabe sein, sich zunächst einmal Respekt zu verschaffen. Viel wird davon abhängen, mit welchen Beratern sie sich umgibt. Josef Hecken, der versierte Chef des Bundesversicherungsamtes, wird bereits als möglicher Staatssekretär genannt.

Grundsätzlich hat Kristina Köhler die Aufgabe, die moderne Familienpolitik Ursula von der Leyens - Stichwort: Elterngeld - konsequent fortzusetzen. Sie ließ in ersten Interviews keinen Zweifel daran, dass sie das will.

Ein immer wichtiger werdendes Feld ist die Integration von Migranten, die im Koalitionsvertrag als "Schlüsselaufgabe" für Deutschland bezeichnet wird. Vor allem die Integrationskraft von Kindergärten und Schulen soll unter Schwarz-Gelb verstärkt werden. Köhler wird dafür Konzepte präsentieren müssen.

Auch was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht, sollen in dieser Legislatur weitere Verbesserungen erreicht werden, etwa durch eine Aufwertung der Kindertagespflege. Dazu kommt der Kampf gegen Links- und Rechtsextremismus und den Islamismus, der auch in den Familien ansetzt.

Der schwerste inhaltliche Konflikt, der Köhlers Haus betrifft, ist aber der ungelöste Koalitionsstreit über ein Betreuungsgeld mit Barzahlung oder Gutscheinen. Sie werde sich strikt an den Koalitionsvertrag halten, der für die Betreuung von Kleinkindern zu Hause beides vorsieht, sagt Köhler dazu bislang. Der Streit geht weiter.