Berlin. Vielleicht, so heißt es in seinem Abgeordnetenbüro, könne man heute mehr zu dem Thema sagen. Dann, wenn die Fraktionssitzung gelaufen sei. Aber auch nur vielleicht. Das Thema ist die politische Zukunft von Franz Josef Jung. Keine Auskunft wollte er gestern darüber geben und geben lassen, ob er sein Abgeordnetenmandat im Deutschen Bundestag behalten will. Für Journalisten ist er in diesen schweren Stunden nicht zu sprechen.

Doch in Berlin zweifelt kaum jemand daran, dass der Mann, der nach nur einem Monat im Amt schon wieder aus dem Ministerbüro des bedeutenden Sozialministeriums ausziehen musste, nicht ganz von der Politik lassen wird. Der jähe Sturz schmerzt ihn. Aber den direkt gewonnenen Wahlkreis im heimischen Groß Gerau, für den sich Jung immer sehr engagiert hat, den kann ihm keiner nehmen. In der Fraktionssitzung heute dürfte Jung einigen Zuspruch erfahren, er ist beliebt bei vielen Unionsabgeordneten. Und er genießt auch weiter die Gunst der Kanzlerin, die Jung mehr als einmal einen Freund genannt hat. Es dürfte dauern, bis er sich auf Bundesebene wieder in eine politische Debatte einschaltet. Zurückgetretene Minister haben im Parlament selten eine starke Stimme. Die Parteifreunde in Groß Gerau, denen er erst kürzlich ein opulentes Essen als Dank für den Wahlkampfeinsatz spendierte, werden ihm das bestimmt nachsehen.