Der Gewinner der jüngsten Personalentscheidungen der EU ist weder Belgier noch Brite, sondern Portugiese: Für Kommissionspräsident José Manuel Barroso.

Der Gewinner der jüngsten Personalentscheidungen der EU ist weder Belgier noch Brite, sondern Portugiese: Für Kommissionspräsident José Manuel Barroso, dessen Amtsführung als reichlich unspektakulär gilt, dürfte es ein Leichtes sein, das künftige Dreigestirn der Europäischen Union zu dominieren.

Europas erste Außenministerin - sie wird mit den Mullahs in Teheran über das iranische Atomprogramm verhandeln - ist eine Frau ohne außenpolitische Erfahrung. Baroness Ashton of Upholland, selbst in ihrer englischen Heimat weithin unbekannt, war schon als Handelskommissarin eine Notbesetzung. Europas erster Ratspräsident - er soll der EU ein einheitliches Erscheinungsbild verleihen - ist ein Premier, der sein eigenes Land nur mit Mühe vor dem Auseinanderbrechen bewahren konnte. Herman Van Rompuy, der belgische Schöngeist, wird nicht mehr als ein Sitzungsleiter sein.

Die Entscheidung fiel nach Art der EU, fein austariert zwischen Groß und Klein, Links und Rechts. Das Ergebnis belegt den Hang der Europäer zur Selbstverzwergung. Wer auf der Weltbühne eine Rolle spielen, den USA oder China auf Augenhöhe begegnen will, muss die Kraft aufbringen, seine Besten in Spitzenpositionen zu befördern. Oder zumindest Persönlichkeiten, die ernst genommen werden in der Welt - wie Jean-Claude Juncker.

Die Staats- und Regierungschefs haben bei ihrem Gipfeltreffen erkennen lassen, dass es ihnen vor allem um eines geht: die Gefahr zu bannen, dass sie von europäischen Amtsträgern in den Schatten gestellt werden. Man wünscht sich, spätestens die Finanzkrise hätte die Erkenntnis befördert, dass Nationalstaaten allein nicht mehr viel ausrichten können.

Nach der Verfassungskrise, dem jahrelangen Trauerspiel um den Reformvertrag, droht der Europäischen Union nun eine Krise der Institutionen.