Berlin. Kranke und Schwangere zuerst. Gesunde Bundesbürger werden vorerst ohne Impfschutz vor der immer schneller grassierenden Schweinegrippe bleiben - selbst wenn sie sich impfen lassen wollen. Daran ließ Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) gestern nach dem Impfgipfel mit seinen Kollegen aus den Bundesländern keinen Zweifel. Die meisten werden wohl bis März warten müssen. Für Schwangere soll allerdings noch im Dezember ein spezieller Impfstoff gegen die Schweinegrippe zur Verfügung stehen.

Bund und Länder wollten zur Immunisierung werdender Mütter 150 000 Dosen eines Impfmittels ohne umstrittenen Wirkverstärker bestellen, teilte die thüringische Gesundheitsministerin Heike Taubert (SPD) mit. Der bislang vorliegende Impfstoff Pandemrix von GlaxoSmithKline (GSK) gilt für Schwangere wegen des darin enthaltenen Wirkverstärkers unter Experten als nicht völlig bedenkenlos. Bereits Anfang Oktober hatten sich die Länderminister daher darauf verständigt, Verhandlungen mit Herstellern über einen anderen Impfstoff für Schwangere aufzunehmen. Allerdings ist ein solches Präparat in Deutschland bislang nicht zugelassen. Der Impfstoff soll nun von der australischen Firma CSL geliefert werden. Inzwischen scheint auch die Impfmüdigkeit der Bundesbürger angesichts der immer zahlreicheren Krankheitsfälle und der mittlerweile mindestens 13 Toten verflogen. Vor zwei Monaten wollten sich laut Umfragen nur 13 Prozent auf jeden Fall impfen lassen. Seit zwei Wochen nun läuft die Massenimpfung. Da viele Impfwillige leer ausgehen, machten die Gesundheitsminister gestern Druck auf den Hersteller GlaxoSmithKline. Bis Ende November sollten insgesamt 9,3 Millionen Dosen ausgeteilt sein. Bis Ende des Jahres 20 Millionen. Bis aber die insgesamt bestellten 50 Millionen Dosen des begehrten Serums verteilt sind, dürfte es noch bis März dauern, räumte Rösler ein. Wie weit die Schweinegrippe-Welle dann ist, kann niemand vorhersagen. Nun ist es laut Rösler wichtig, die Empfehlungen der Impfkommission zu beachten. Das bedeutet, dass zunächst Polizisten, Feuerwehrleute und Beschäftigte im Gesundheitswesen geimpft werden, dann oder zugleich chronisch Kranke, weil der Erreger bei ihnen besonders hart zuschlagen kann. "Wichtig ist, dass jetzt nicht jeder sofort zu den Impfstellen rennt", sagte Rösler. Hysterie sei unangebracht, meinte auch Ministerin Taubert.