Berlin. In Berlin ist am Montag mit zahlreichen Veranstaltungen an den Mauerfall vor 20 Jahren erinnert worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete den Tag des Mauerfalls nicht nur als Feiertag für die Deutschen, sondern für ganz Europa und alle Menschen, die mehr Freiheit haben. "Heute wächst eine neue Generation heran, der die Welt offensteht. Dafür hat es sich gelohnt zu kämpfen", sagte Merkel am ehemaligen Grenzübergang Bornholmer Straße.

Bundespräsident Horst Köhler würdigte den Fall der Mauer als Zeichen für eine "Epochenwende zu Freiheit und Demokratie". Der Wandel, der auf den Mauerfall folgte, habe das Gesicht Europas verändert, sagte er bei einem Empfang in seinem Berliner Amtssitz. Köhler sagte, die beiden Jahrestage am 9. November, der Mauerfall vor 20 und die Reichspogromnacht vor 71 Jahren, seien untrennbar verbunden. "Die Teilung konnte auch deshalb überwunden werden, weil wir Deutsche die nötigen Lehren aus unserer Geschichte zwischen 1933 und 1945 gezogen haben."

Zu den Ehrengästen, die im Schloss Bellevue von Bundespräsident Köhler empfangen wurden, gehörten neben US-Außenministerin Hillary Clinton unter anderen der französische Präsident Nicolas Sarkozy, der russische Präsident Dmitri Medwedew und der britische Premierminister Gordon Brown.

Die erfolgreiche friedliche Revolution in Deutschland gibt der westlichen Wertegemeinschaft nach Ansicht von US-Außenministerin Clinton die Kraft, die aktuellen Herausforderungen zu bestehen. Sie und andere führende Repräsentanten aus mehr als 30 Ländern riefen bei den Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls zum Kampf gegen Unterdrückung auf.

Clinton erklärte, auch wenn etwas Vergangenes gefeiert werde, gelte es den Blick nach vorn zu richten. Der Einsatz für das Ende des Kalten Krieges müsse für neue Herausforderungen wie den Kampf gegen Extremismus und Klimawandel nutzbar gemacht werden. Sie sei "zuversichtlicher denn je", dass Deutschland als "einer der stärksten und wichtigsten Partner" der USA dazu einen wesentlichen Beitrag leiste.

Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow rief zum weltweiten Kampf für Freiheit und gegen Unterdrückung auf. "Es gibt immer neue Trennlinien in der Welt - dem muss man sich entgegenstellen", sagte der Friedensnobelpreisträger. Die EU forderte er auf, sich um eine freundlichere Beziehung zu Russland zu bemühen. Eine starke EU könne nicht "auf der Basis der antirussischen Stimmung zustande kommen", sagte er.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso bezeichnete den Fall der Berliner Mauer als eindrucksvolles Symbol für die Wiedervereinigung Deutschlands und Europas. Der 9. November 1989 "war ein Moment, in dem alles möglich schien, gekennzeichnet von Glück, dem Verlangen nach Freiheit und der Idee einer friedlichen Revolution", erklärte er.