Konservativ, beinhart und machtbewusst: So beschreiben Kritiker und Anhänger Stefan Mappus. Er soll Ministerpräsident im Ländle werden.

Stuttgart/Berlin/Hamburg. Das Präsidium der baden-württembergischen CDU hat ihren Fraktionschef im Stuttgarter Landtag, Stefan Mappus, einstimmig für die Nachfolge von Ministerpräsident Günther Oettinger vorgeschlagen. Landesgeneralsekretär Thomas Strobel sagte nach der Sitzung, es gebe eine „einstimmige und glasklare Empfehlung“ für den 43-Jährigen. Nach dem Präsidium trat der Landesvorstand der Partei zusammen, um sich ebenfalls mit der Nachfolge des als neuen deutschen EU-Kommissars nominierten Oettinger zu befassen.

Oettinger (56) war selbst von der Nominierung für Brüssel überrascht. Er sagte, er sei nicht amtsmüde, aber die Aufgaben in Europa seien so, dass man ein solches Angebot nicht ausschlagen könne. Sein Aufgabengebiet in Brüssel sollte der Wirtschaftsbereich sein, meinte Oettinger. Darin sei er sich mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel einig.

Mappus ist seit 2005 Chef der Landtagsfraktion. Er trat schon mehrfach als Widersacher Oettingers auf. Er gilt als konservativer Haudrauf und „Grünen-Fresser“. Das neu geschlossene Bündnis von CDU, FDP und Grünen an der Saar bewertete er so: „Jamaika finde ich unterirdisch.“ Bereits 2006 soll er eine schwarz-grüne Koalition in Baden-Württemberg verhindert und Ministerpräsident Oettinger dazu gedrängt haben, die CDU/FDP-Regierung fortzusetzen. Bundesweit ist Mappus relativ unbekannt. In der CDU-Spitze in Berlin wird er als „Wadenbeißer“ gehandelt, weil er öfter mal das „fehlende Profil“ der Partei unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bemängelt.

Rivalität schwelt schon lange zwischen Oettinger und seinem Kronprinzen. Dass der machtbewusste CDU-Mann aus Pforzheim eines Tages Regierungschef werden wollte, gilt als offenes Geheimnis. Die beiden sind komplett unterschiedliche Typen, persönlich und in vielen Dingen auch politisch. Hier der schwäbische Schnellsprecher Oettinger, Finanzexperte und Marktliberaler, und dort der bullige Mappus, Instinktpolitiker und Wahrer der CDU-Tradition.

Justizminister Ulrich Goll (FDP) hat dem impulsiven und ehrgeizigen Mappus mal den Spitznamen „Mappi-Schnappi, das kleine Krokodil“ verpasst. Der zweifache Vater kann den Vergleich nicht leiden, auch weil er darauf hindeutet, er könnte Oettinger wegbeißen. Unbedingt wollte Mappus den Ruf eines potenziellen „Königsmörders“ vermeiden. Auf CDU-Landesparteitagen wurde er dennoch immer mit schlechten Ergebnissen als Parteivize bestraft. Seine Beliebtheit in der Südwest-CDU dürfte das größte Fragezeichen sein, wenn es um seinen Aufstieg zum Regierungschef geht.

Mappus muss auf die Unterstützung der Landtagsfraktion setzen, der er seit viereinhalb Jahren vorsteht. Hier genieße er Rückhalt, heißt es in seinem Umfeld, obwohl er bei den jüngsten Wahlen zum Fraktionschef nur 81,3 Prozent erhielt. Dennoch sieht sich der Hobby-Pilot für höhere Weihen geeignet. Es wäre der größte Schritt auf der Karriereleiter, die er früh nach oben stieg. Mit 32 war er Staatssekretär und fünf Jahre später Umwelt- und Verkehrsminister in Baden-Württemberg unter seinem Ziehvater, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel. (HA/rtr)