Letzte Ausfahrt Potsdam: Von drei möglichen Regierungsbeteiligungen für die Linkspartei nach den Landtagswahlen vom 27. September ist eine doch noch aufgegangen. Brandenburg, das zu Zeiten eines Ministerpräsidenten Manfred Stolpe schon den wenig rühmlichen Spitznamen “Kleine DDR“ abbekam, wird bald von Rot-Rot regiert.

Das liegt nicht nur an der dortigen Spitzenkandidatin der Linkspartei, Kerstin Kaiser, die entschieden pflegeleichter ist als ihre Kollegen Ramelow in Thüringen und Lafontaine im Saarland und die wegen ihrer Vergangenheit als Stasi-IM auf ein Ministeramt verzichtet hat. Der alte und neue Ministerpräsident Matthias Platzeck, einst ein DDR-Umweltaktivist, entschiedener Stasi-Gegner und einen Winter lang SPD-Chef, dürfte auch einen deutlichen Wink aus dem Willy-Brandt-Haus bekommen haben. Im Saarland sieht sich die Partei durch die Anbahnung einer Jamaika-Koalition um ein gutes Ergebnis betrogen. In Thüringen hat der Schwenk zur Großen Koalition die Landespartei in eine Zerreißprobe getrieben. Nun muss er in Brandenburg ein klares linkes Zeichen setzen und für die Partei retten, was noch zu retten ist. Ein Teil der SPD-Spitze strebt nach links, und an der Basis gibt es nach der schröderschen Agenda-Politik und dem Kuschelkurs mit der Union in Berlin ein starkes Bedürfnis nach mehr sozialer Wärme.

Andererseits werden in Deutschland die Wahlen nach wie vor in der Mitte gewonnen. Dort sitzen fest die Union und FDP, und dahin tendieren immer stärker auch die Grünen. Wer die Mitte preisgibt, wird auf lange Zeit allenfalls als Juniorpartner irgendwo mitregieren können. Dieses Dilemma der SPD bietet noch reichlich Stoff für Flügelkämpfe und Personalrochaden. Sie sucht Auswege - und wird sie durch Rot-Rot in Brandenburg nicht finden.