Schon vor Beginn der Koalitionsverhandlungen in Berlin war klar, dass Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) eine feste Größe in Angela Merkels Personaltableau bleibt.

Berlin. Und die Ärztin aus Hannover hatte bereits vor der Bundestagswahl kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie daran interessiert sein könnte, sich künftig der Gesundheitspolitik zuzuwenden.

Schwierige Aufgaben haben die ehrgeizige Tochter des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht immer gereizt. Im Bereich Familie, so die Lesart in Berlin, hat sie nahezu alles durchgesetzt, was in der Großen Koalition mit der SPD durchzusetzen war. Als sie von der Kanzlerin gebeten wurde, sich in den Koalitionsverhandlungen federführend um die Gesundheitspolitik zu kümmern, wurde das bereits als Signal dafür gewertet, dass Merkel von der Leyens Ambition guthieß.

Doch wer, wurde da sofort gefragt, würde dann die Leitung des Familienministeriums übernehmen? Die Antwort: Ursula von der Leyen. Nach Abendblatt-Informationen ist in Parteikreisen tatsächlich die Bildung eines Doppelressorts Familie und Gesundheit im Gespräch. In der Union heißt es über von der Leyen: "Zuzutrauen wäre es ihr."

Neu wäre diese Konstruktion nicht. Seit Ende der 1960er-Jahre gehörten Gesundheit und Familie zusammen, später waren unter anderem gestandene Politiker wie Anke Fuchs (SPD), Heiner Geißler (CDU) und Rita Süssmuth (CDU) für das Doppelressort zuständig. Ursula von der Leyen bringt sogar Erfahrung mit. In Niedersachsen ist sie, bevor Merkel sie 2005 nach Berlin holte, drei Jahre lang Ministerin für Familie und Gesundheit gewesen. Sollte die 51-Jährige diese Aufgabe auch in Berlin schultern, dann stünde ihr möglicherweise sogar der Weg in die niedersächsische Staatskanzlei offen. Es heißt, Ursula von der Leyen könnte irgendwann als Ministerpräsidentin die Nachfolge von Christian Wulff - und somit auch von ihrem eigenen Vater - antreten. Ob sie wirklich zur Doppelministerin avanciert, liegt letztlich in der Hand der drei Parteivorsitzenden. Am Ende der Koalitionsverhandlungen wird sich Angela Merkel mit dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle und CSU-Chef Horst Seehofer über Besetzung und Zuschnitt der Ministerien unterhalten.

Nach Abendblatt-Informationen hätten die Liberalen wohl nichts gegen eine Doppelministerin von der Leyen einzuwenden. Sie haben es auf andere Kabinettsposten abgesehen. Die FDP will neben dem Außenministerium für Westerwelle und dem Finanzministerium für Hermann-Otto Solms das Ressort Justiz für Sabine Leutheusser-Schnarrenberger verlangen. Die Taktik der Liberalen: Erst von Merkel das wohl nicht verhandelbare Innenministerium fordern (das Wolfgang Schäuble nicht aufgeben will), dann darauf verzichten - allerdings um den Preis, dass das Justizressort um den Bereich Integration/Migration aufgewertet wird.