Männer verdienen 18 Prozent mehr. Im Laufe der Karriere geht die Schere im Westen immer weiter auseinander. Experten sprechen von „Lohndiskriminierung“.

Düsseldorf. Frauen werden schon zu Anfang ihres Berufslebens wesentlich schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Im Westen Deutschlands nimmt dieser geschlechtsspezifische Einkommensrückstand im Laufe des Berufslebens noch zu. Im Osten nähern sich die Gehälter an. Dies ist ein Ergebnis einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das Bundesfrauenministerium hatte die Studie in Auftrag gegeben.

Der Unterschied zwischen den Einkommen von Frauen und Männern mit höchstens dreijähriger Berufserfahrung beträgt im Durchschnitt 18,7 Prozent. Deutschlandweit wird diese Lücke laut WSI mit zunehmender Berufserfahrung größer: Frauen, die bis zu zehn Jahre im Beruf sind, bekommen 21,8 Prozent weniger als ihre Kollegen.

Unterschiede gibt es aber auch im Branchenvergleich. So beträgt der Abstand zwischen Berufsanfängerinnen und Anfängern in der Energie- und Wasserindustrie nur 4,9 Prozent. In der Banken- und Versicherungsbranche klafft dagegen eine Lücke von 21,1 Prozent auf den unteren Karrierestufen. Im Vergleich von Berufsgruppen ermittelte das WSI etwa in den EDV- und IT-Berufen einen geschlechtsspezifischen Rückstand von zehn Prozent. Etwa doppelt so groß ist er in den Berufen der Nahrungsverarbeitung.

Für die Studie zogen die Wissenschaftler des WSI 75 000 Datensätze aus acht Ländern heran. Im europäischen Vergleich liegt der Rückstand der Frauen im oberen Drittel. In Belgien und Dänemark liegt der Unterschied unter zehn Prozent. In Polen beträgt er 26 und in Spanien sogar 30,4 Prozent.

Die Ursachen für den Einkommmensrückstand der Frauen in Deutschland liegen nach den Erkenntnissen der Forscher in einem „Fortbestehen geschlechtsspezifischer Lohndiskriminierung“. Unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen, eine spezifische Berufswahl oder Unterbrechungen aufgrund von Kindererziehungszeiten könnten den Rückstand nicht vollständig erklären, zitierte das WSI den Projektleiter Reinhard Bispinck.