Nach dem Wahlsieg von CDU/CSU und FDP streben die Parteien die rasche Bildung einer gemeinsamen Regierung an. Die neue Koalition soll nach den Worten von Angela Merkel (CDU) bis zum 9. November stehen.

Berlin. Die Kanzlerin, die sich bereits am Nachmittag mit Westerwelle traf, kündigte rasche Abstimmungen über den Fahrplan zu den Koalitionsverhandlungen an. Selbstverständlich gehe dabei "Qualität vor Schnelligkeit". Sie wolle aber bei der Feier zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ihre Staatsgäste in Berlin mit einer neuen Regierung begrüßen, sagte die CDU-Vorsitzende. Sie fügte trocken hinzu: "Das wäre kein Fehler."

Die CDU hat für die Koalitionsverhandlungen bereits einen "Lenkungskreis" gebildet, dem neben Merkel und Generalsekretär Ronald Pofalla auch Fraktionschef Volker Kauder sowie die stellvertretenden Parteivorsitzenden Annette Schavan, Christian Wulff, Jürgen Rüttgers und Roland Koch angehören. Horst Seehofer will heute mit Merkel ein Vier-Augen-Gespräch über den weiteren Fahrplan führen. Trotz der historischen Pleite für seine Partei lehnte der CSU-Vorsitzende eine Personaldiskussion ab.

FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, Deutschland habe sich "für klare Verhältnisse entschieden". Er kündigte seine erneute Kandidatur für den Vorsitz der FDP-Fraktion an, um dann als Partei- und Fraktionschef die Koalitionsverhandlungen mit der Union führen zu können. Westerwelle ließ offen, welche Ressorts die Freien Demokraten in einer schwarz-gelben Regierung beanspruchen werden. Er beließ es bei der Bemerkung, neben der Wirtschafts- und Steuerpolitik seien auch Bildung, Bürgerrechte, Umwelt und Abrüstungspolitik wichtige Themen für die Liberalen.

Angela Merkel betonte, dass es in der CDU-Spitze ein "hohes Maß an Zufriedenheit" über das Bundestagsergebnis und die Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg und Schleswig-Holstein gebe. Dass im Bund ein Regierungswechsel gelungen sei, werde als "große Herausforderung", aber auch als "wichtige Weichenstellung" für die Union gesehen. Die Union werde in der Koalition mit der FDP mehr Gewicht haben als in der bisherigen Großen Koalition, wo beide Seiten nahezu gleich stark gewesen seien.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) rief seine Partei allerdings auf, künftig wieder für bessere Wahlergebnisse zu kämpfen. "Die CDU muss für sich beanspruchen, bundesweit und in den Ländern als Volkspartei der Mitte auf über 40 Prozent zu kommen", sagte Wulff vor der Präsidiumssitzung der CDU. Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, kritisierte: "Der Wahlkampf war viel zu eng an die Sache und die Personen der SPD angelehnt. Deswegen sind wir dann am Ende auch in deren Abwärtssog hineingeraten."