Das politische Deutschland diskutiert über Rot-Rot und das Saar-Comeback von Oskar Lafontaine. Doch auch im bevölkerungsreichsten Bundesland wird gewählt.

Hamburg. Drei Landtagswahlen und eine Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen – rund 20 Millionen Deutsche können an diesem Sonntag ihre Kreuze machen. Bereits vor den Wahlen wird allerorts um heftig über mögliche Regierungskonstellationen gestritten. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller und sein thüringischer Amtskollege Dieter Althaus (beide CDU) warnten noch einmal vor rot-roten Koalitionen in ihren Bundesländern. SPD und Linke in Thüringen bauten aber selbst hohe Hürden für ein derartiges Bündnis auf. Die Linke schloss definitiv aus, der SPD das Amt des Ministerpräsidenten zu überlassen, wenn sie selbst als stärkere Partei aus der Wahl hervorgeht. Die SPD selbst lehnte ebenso kategorisch ab, den Linken-Spitzenkandidaten Bodo Ramelow zum Regierungschef zu wählen.

Im Saarland machte SPD-Landeschef Heiko Maas den Grünen Avancen. Deren Vorsitzender Hubert Ulrich wiederum bemühte sich, den Eindruck zu zerstreuen, die Grünen hätten sich schon auf eine Jamaika-Koalition mit CDU und FDP festgelegt.

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier will den sozialdemokratischen Landesverbänden freie Hand für mögliche rot-rote Koalitionen lassen. Für die Bundesebene schloss er ein Bündnis mit der Linkspartei im „Mannheimer Morgen“ weiter strikt aus. Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering verwies darauf, dass es auf Länderebene in Berlin heute schon eine rot-rote Regierung gebe. „Auch in anderen ostdeutschen Ländern hatten wir bereits solche Konstellationen, in denen gute Arbeit gemacht wurde, ohne dass die Welt untergegangen wäre“, sagte Müntefering dem „Münchner Merkur“.

Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen entscheiden die Bürger über mehr als 15 200 Ämter und Mandate in den Städten, Gemeinden und Kreisen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Stimmberechtigt sind rund 14,4 Millionen Bürger. Gleichzeitig finden fast flächendeckend auch die Wahlen der Oberbürgermeister der kreisfreien Städte, Landräte und Bürgermeister statt.

Die Ergebnisse zur Neubesetzung der Stadtspitzen werden mit besonderer Spannung erwartet: Seit einer Gesetzesänderung der schwarz-gelben Landesregierung von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) finden die Oberbürgermeisterwahlen ohne Stichwahl statt. Wahlsieger ist der Kandidat mit den meisten Stimmen im ersten und einzigen Wahlgang.

Keine Neuwahl des Oberbürgermeisters gibt es in Düsseldorf. In der Landeshauptstadt hatten sich die Bürger nach dem Tod von Oberbürgermeister Joachim Erwin bereits vor einem Jahr in einer Direktwahl für Dirk Elbers (CDU) als Nachfolger entschieden.