Schon vor Beginn der Ausschusssitzung, bei der am Ende das Ackermann-Essen im Kanzleramt auf der Tagesordnung stand, verwahrte sich Angela Merkel (CDU) deutlich gegen die Kritik an ihrer Einladung für den Chef der Deutschen Bank.

Berlin. Die Kanzlerin zeigte allerdings Verständnis für das öffentliche Interesse an dem Essen mit 25 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur im April 2008. "Ich weiß, dass viele Menschen auf so etwas schauen und sagen, gibt es da zu enge Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft vielleicht? Da muss man sensibel sein", so die Kanzlerin gegenüber dem Fernsehsender N24. "Aber ich glaube, die Distanz ist durchaus gewahrt, wie man auch sieht an mancher kritischen Anmerkung, die ich dann auch zu Herrn Ackermann mache."

Merkel stellte klar, dass es keine Geburtstagsfeier für den Bankchef gegeben habe. "Es gab hier im Umfeld - nicht etwa als Geburtstagsfeier - sondern im Umfeld des 60. Geburtstags von Herrn Ackermann ein Abendessen." Das Ziel sei ausdrücklich das Gespräch mit Vertretern der Wirtschaft, Kultur, Bildung und Forschung gewesen. Schon vorher war von der Bundesregierung mitgeteilt worden, dass bei diesem Essen Schnitzel mit Spargel aufgetischt worden war. Das könne man doch wohl nicht "anstößig" nennen, sagte ein Regierungssprecher.

In der Ausschusssitzung ließ sich die Kanzlerin durch Staatsminister Hermann Gröhe (CDU) vertreten. Er sagte, es habe sich "um einen Meinungsaustausch" zu Wirtschaft, Kultur, Forschung gehandelt. Dies sei selbstverständlich.

Linkspartei und Grüne warfen Merkel nach der Sitzung, dennoch "Distanzlosigkeit" gegenüber dem Bankenmanager vor und pochten weiter auf Aufklärung. "Es gibt eine Nähe, die nicht hinzunehmen ist", sagte Gesine Lötzsch von der Linkspartei. "Dieses Essen ist die Spitze des Eisbergs, der im Lobbyismus-Sumpf in der Bundesrepublik steht." Grünen-Chefin Claudia Roth sagte: "Vorgänge wie die Geburtstagsparty von Josef Ackermann im Kanzleramt und die Ausarbeitung von ganzen Gesetzentwürfen zeigen, wie viel Nebel an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft herrscht."

Der Grünen-Haushaltspolitiker Alexander Bonde kritisierte: "Es ist schon in der Nähe zur Kumpanei."

Beistand hat Merkel in dem Streit um das Essen überraschend von ihrem Vorgänger erhalten.

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte mit Blick auf die Kritik, die vor allem aus seiner Partei kommt: "Mit der Veranstaltung für Herrn Ackermann habe ich kein Problem." Auch die gestiegenen Ausgaben für außergewöhnliche Aufwendungen der Kanzlerin seien unproblematisch, sagte Schröder "Spiegel Online". "Die Erhöhung ist in Ordnung. Schließlich leben wir nicht in einer Bananenrepublik, und man sollte seine Gäste ordentlich bewirten."