Die “Islamische Bewegung Usbekistan“ (IBU), die dem Al-Qaida-Netzwerk zugerechnet wird, wirbt nicht nur um Islamisten aus Deutschland, sondern gezielt auch um deren Frauen und Kinder.

Hamburg. Nach Angaben des Hamburger Verfassungsschutzes ist ein deutschsprachiges Propagandavideo der IBU aufgetaucht, in dem die Islamisten dazu aufgerufen werden, zur Terrorausbildung auch ihre Frauen und Kinder mitzubringen. Die IBU verspricht demnach: Auch in Afghanistan gibt es Schulen und Kindergärten. Jeder, der sich in dem islamistischen Terrormilieu bewegt, gilt für die Sicherheitsbehörden als verdächtig, zum Attentäter ausgebildet zu werden.

Besonders Islamisten aus Usbekistan haben es sich offenbar zum Ziel gesetzt, Anschläge in Deutschland zu begehen. Die Terrorverdächtigen der Sauerland-Gruppe, die derzeit in Düsseldorf vor Gericht stehen, sollen im Auftrag der ebenfalls aus Usbekistan stammenden "Islamischen Dschihad Union" (IJU) eine Serie von Bombenanschlägen in Deutschland geplant haben.

Der Chef des Hamburger Verfassungsschutzes, Heino Vahldieck, zeigte sich dem Abendblatt gegenüber alarmiert, wie viele Frauen inzwischen in ihren Ehen mit Islamisten in gefährlicher Isolation leben. Diese könne sie nach einem Bericht seiner Behörde unwissentlich bis in Terrorcamps im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet führen. Registriert würden "erstaunlich schnell verlaufende Radikalisierungsverläufe bei jungen Muslima", zu denen auch Konvertitinnen gehören. Verschleiert, abgeschnitten von Eltern und Freunden leben sie dann allein, abhängig von ihrem Ehemann. Meist passten diese Frauen ihr Verhalten dem Mann bis zur Selbstaufgabe an. Sie seien meist Anfang bis Mitte zwanzig und gehörten zu den sogenannten Salafisten, eine Glaubensströmung, die sich an der alten "unverfälschten" Lehre des Islam orientiert. Danach darf es auch vor der Ehe keinen Geschlechtsverkehr geben, Frauen sind Treffen mit fremden Männern zum näheren Kennenlernen verboten. Erste Kontakte gibt es deswegen oft über das Internet. In speziellen Chatforen suchen die radikalgläubigen Partner einander und werden sich "gelegentlich erstaunlich schnell über eine Eheschließung" einig, wie es in dem Verfassungsschutzbericht heißt. Allein der Glaube zähle dabei, Sympathie, Aussehen und finanzieller Status sind egal. Partner, die sich auf so etwas einlassen, sind meist noch sehr jung.

Aus Sorge darüber, dass die Frauen sich vielleicht irgendwann in einer Situation wiederfinden, aus der sie nicht mehr ausbrechen können, hat der Hamburger Verfassungsschutz sich jetzt zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Er bietet Hilfe und Unterstützung an (Telefon 040/24 44 43). "Wir warnen davor, dass eine Frau auf der Suche nach einem gläubigen Muslim bei einem gefährlichen Islamisten landet", sagte Vahldieck dem Abendblatt. Frauen haben oft keinen Weg, dieser Isolation zu entkommen. Mindestens ein Fall ist dem Hamburger Verfassungsschutz bekannt, bei dem sich die Frau eines Islamisten plötzlich in Pakistan, vermutlich sogar in einem Terrorcamp, wiederfand. Offenbar hatte sie vorher davon nichts gewusst.