Für die Patrouille der Bundeswehr, die gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften durch das unwegsame Gelände von Schahar Dara sechs Kilometer südwestlich von Kundus streifte, war die Routine um 11.50 Uhr Ortszeit vorbei.

Dann geriet die Einheit unter heftigen Beschuss. Taliban-Kämpfer griffen mit Panzerfäusten und Schusswaffen an. Die deutschen Soldaten erwiderten das Feuer. Die Gefechte sollen sich nach unbestätigten Angaben länger hingezogen haben.

Drei Bundeswehrsoldaten, die in einem Transportpanzer "Fuchs" unterwegs waren, kamen dabei auf tragische Weise ums Leben. Der Fahrer des Kettenfahrzeugs wollte den Kampfhandlungen ausweichen, der 16 Tonnen schwere "Fuchs" stürzte bei dem Manöver in einen Wassergraben und blieb auf dem Dach liegen. Zwei Soldaten hätten sich nicht mehr aus dem Fahrzeug befreien können, hieß es. Unklar war zunächst, ob sie ertranken oder tödliche Verletzungen erlitten. Ein dritter sei geborgen worden, konnte aber nicht wiederbelebt werden.

"Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Gefallenen", sagte Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gestern bei einem Zwischenstopp auf dem Hamburger Flughafen. Noch auf dem Rollfeld hatte er kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen, bevor er in die wartende Regierungsmaschine stieg. "Es gab noch weitere Verletzungen", sagte Jung vage. Details über die Umstände des Gefechts oder zu den Todesursachen wollte der Minister in Hamburg nicht geben: "Die Ermittlungen laufen noch". Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den "feigen Angriff" scharf.

Nach Informationen der dpa und des ZDF stammen zwei der Opfer, die zwischen 21 und 23 Jahre alt sein sollen, aus Bad Salzungen in Thüringen, ein weiteres kommt aus Zweibrücken in Rheinland-Pfalz. Mindestens drei weitere Bundeswehrsoldaten wurden bei der Attacke verletzt und werden im Lager in Kundus behandelt. Genaue Angaben machte das Verteidigungsministerium nicht.

Die angegriffene Patrouille forderte Hilfe aus dem Bundeswehr-Feldlager in Kundus und von Flugzeugen der ISAF-Schutztruppe an. In der Region soll es in den letzten Wochen immer wieder Angriffe gegeben haben. Die Bundeswehr hatte ihre Präsenz zuletzt deutlich verstärkt. In Schahar Dara wurde eine provisorische Basis eingerichtet. Verteidigungsminister Jung sagte dazu in Hamburg: "Die Sicherheitslage hat sich in der Region um Kundus sehr verschärft."

Die Taliban haben sich zu dem Überfall bekannt. Ihr Sprecher Sabihullah Mudschahid behauptete in Kabul, der Konvoi der Deutschen sei mit Panzerabwehrraketen attackiert worden. Dabei seien zwei Militärfahrzeuge zerstört und alle acht Insassen getötet worden. Diese Angaben wies die Bundeswehr zurück.

Am gleichen Tag verübten die Taliban auch einen Selbstmordanschlag auf einen US-Militärkonvoi. Zwei Zivilisten starben.