Drei Frauen mit Schusswaffen und Dolchen getötet. Möglicherweise noch mehr Opfer. Zwei Kinder sollen lebend gefunden worden sein.

Sanaa/Hamburg

HA

Die Entführung von neun Ausländern im Jemen hat ein tragisches Ende gefunden. Mindestens zwei deutsche Frauen und eine Südkoreanerin sind brutal ermordet worden. Über das Schicksal der anderen Geiseln herrschte bis zum späten Abend Unklarheit. Zunächst hieß es, alle Entführten seien tot. Später bestätigte das jemenitische Innenministerium nur den Tod der drei Frauen. Zwei deutsche Kinder sollen lebend gefunden worden sein.

Die Bundesregierung machte keine offiziellen Angaben. Das Außenministerium wolle abwarten, bis die Toten identifiziert seien, hieß es aus Berlin. Aus Sicherheitskreisen im Jemen verlautete, die drei Frauen, die im Nuschur-Tal nahe des Ortes Akwan gefunden wurden, seien mit Schusswaffen und Dolchen ermordet worden. Es soll sich um zwei 24 und 26 Jahre alte Pflegehelferinnen aus Deutschland und eine 34 Jahre alte koreanische Lehrerin handeln.

Die weiteren Entführten, deren Schicksal gestern ungewiss war, seien eine fünfköpfige deutsche Familie und ein Brite. Die Erwachsenen hätten alle im Auftrag einer internationalen Hilfsorganisation in der Dschumhuri-Klinik in Saada gearbeitet. Die jemenitischen Behörden behaupteten am Abend in der Hauptstadt Sanaa, sie würden weiterhin nach Überlebenden suchen. Deutsche Sicherheitskreise machten sich jedoch keine großen Hoffnungen.

Bislang waren die meisten Entführungen im Jemen, dem ärmsten arabischen Staat, unblutig ausgegangen. Stammesmitglieder hatten meist Lösegeld erpresst und die Geiseln freigelassen. "Dies ist eine andere Handschrift", sagte der frühere deutsche Staatssekretär Jürgen Chrobog, der 2005 im Jemen entführt worden war, dem "Tagesspiegel".

Die schiitische Rebellenorganisation Huthi hat jede Beteiligung an der Entführung bestritten. Vor der Ermordung der Geiseln hatte es keinerlei Forderungen gegeben.

"Der Jemen ist seit mehreren Jahren ein neues Aufmarschgebiet radikaler islamistischer Gruppierungen", sagte der Nahostexperte Michael Lüders dem Abendblatt. "Auch Mitglieder von al-Qaida strömen von Afghanistan und Pakistan in den Jemen." Angesichts des brutalen Vorgehens der Täter in diesem Fall gingen auch die deutschen Sicherheitsbehörden von einer Terroraktion der al-Qaida aus, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".