Die Frau, die sich am Abend des 2. Juni 1967 gegen 20.30 Uhr über den tödlich verletzten Benno Ohnesorg beugt und seinen Kopf hält, ist Friederike Dollinger, damals Studentin der Geschichte und Altphilologie.

Heute heißt sie Hausmann, lebt als Autorin, Übersetzerin und Lehrerin in München. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich über dieses Foto nicht mehr sprechen möchte", sagte die 64-Jährige dem Abendblatt. Allerdings will sie "weiterhin als Zeitzeugin in Schulen gehen". Und dort erzählt sie den Schülern, was sie vor zwei Jahren der "Süddeutschen Zeitung" gesagt hat. Dass sie bei der Demo gegen den Schah "durch Zufall neben Ohnesorg stand. Ich kannte ihn nicht." Sie habe ihre Handtasche unter seinen Kopf gelegt und die Polizisten angeschrien: "Holt lieber einen Krankenwagen, statt mich hier wegzuziehen!" Hausmann, die nach ihrer Promotion und einem Berufsverbot 1977 nach Italien ging, erinnert sich, dass "die Polizisten wie blöd geprügelt haben". Hat sie dieser Moment verändert? "Ja. Ich habe mich politisch in einer Weise radikalisiert, die mir gar nicht entspricht. Später habe ich erkannt: Das ist nicht mein Weg." (haa)