Den Anwerbversuchen der Stasi hat Angela Merkel widerstanden, und wirklich glücklich ist sie in der DDR nicht geworden. An Flucht habe sie allerdings nie gedacht.

Berlin. Weiter berichtete die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin am Dienstag in der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger", dass sie in der Nacht des Mauerfalls vor 20 Jahren in einer wildfremden Wohnung in West-Berlin mit Dosenbier auf die Sensation angestoßen hat.

Am 9. November 1989 hat Merkel nach eigenen Worten die Pressekonferenz von Günter Schabowski, auf der die neue Reiseregelung verkündet wurde, im Fernsehen verfolgt und dann ihre Mutter angerufen - "weil wir so einen Running Gag hatten, dass wir bei Kempinski Austern essen gehen, wenn die Grenze mal weg ist", sagte die Kanzlerin. Sie habe ihrer Mutter damals gesagt: "Pass mal auf, das könnte bald passieren." - "Und dann bin ich mit einer Freundin in die Sauna gegangen, wie ich das jeden Donnerstagabend getan habe." Als sie zurückgekommen sei, sei die Mauer am Grenzübergang Bornholmer Straße offen gewesen. "Und da bin ich dann rüber. In einer wildfremden Wohnung gab es dann eine Büchse Bier."

Merkel berichtete, dass sie und ihre Bekannten mit dem Überwachungsstaat DDR gelebt hätten, so gut es ging. "Wir haben oft in Gaststätten an die Lampe geklopft und gesagt: ,Wenn ein Mikrofon drin ist - einschalten!' Es ging darum, sich nicht kirre machen zu lassen."

Merkel sagte weiter, sie habe zu DDR-Zeiten manchmal an Ausreise gedacht, aber einzelne Gelegenheiten zur Flucht - etwa während einer Besuchsreise nach Hamburg - nicht genutzt. Dazu sei die Bindung an Eltern, Freunde und Verwandte damals zu groß gewesen. "Es ist natürlich auch ein großer Schritt, seine gesamte Umwelt und Lebenswelt zu verlassen", gab sie zu bedenken.

Während ihrer ersten Reise nach Westdeutschland als Erwachsene im Jahr 1986 habe sie manche praktischen Dinge nicht beurteilen können, sagte Merkel. "Ich wusste zum Beispiel damals komischerweise nicht: Kann man als Frau allein in einem Hotel übernachten? Ich hatte so viele ,Tatorte' und Krimis gesehen, dass mir das nicht mehr ganz klar war. In Budapest und Sofia hatte ich da weniger Sorge."