Zur schnellen Befreiung von gekaperten Schiffen aus der Hand von Piraten hat der Bundesinnenminister Sonderkommandos auf Fregatten vorgeschlagen. Diese sollen neue Entführungen von Frachtern umgehend beenden.

Hamburg. Nach dem Scheitern einer Anti-Piraten-Operation der Elitetruppe GSG 9 hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) einem Bericht des „Spiegel“ zufolge ein neues Konzept für solche Spezialeinsätze gefordert: Kommandos mit Elitesoldaten des KSK oder Kampfschwimmern sollten auf den deutschen Kriegsschiffen im Indischen Ozean stationiert werden, berichtete das Nachrichtenmagazin am Samstag vorab aus seiner neuen Ausgabe.

Diese Eliteeinheiten sollten neue Entführungen deutscher Schiffe durch somalische Piraten beenden, bevor sich die Kriminellen in einen sicheren Hafen zurückziehen könnten. Demnach unterbreitete Schäuble seinen Vorschlag Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) am vergangenen Mittwoch am Rande einer Kabinettssitzung. Bei der gescheiterten Operation hatte die Verlegung der 200 GSG-9-Bundespolizisten und ihrer Hubschrauber nach Kenia und auf einen US-Hubschrauberträger mehrere Tage gedauert. Dies hatte den somalischen Piraten Zeit gegeben, ihre eigenen Reihen auf dem gekaperten deutschen Frachter „Hansa Stavanger“ zu verstärken.

Nachdem die drei Wochen lang geplante Befreiungsaktion wegen Sicherheitsrisiken abgeblasen worden war, hatte die Unionsfraktion dann in den vergangenen Tagen angeregt, die Marine umzurüsten, damit der Piraterie besser Einhalt geboten werden könne. Die FDP-Fraktion forderte ebenfalls den Einsatz der KSK. Der Bundestag müsste solchen Bundeswehr-Operationen im Gegensatz zu GSG-9 Einsätzen zustimmen. Dem „Spiegel“ zufolge war der geplante gewaltsame Zugriff der GSG-9-Elitepolizisten vor Somalia sehr viel weiter gediehen, als bisher bekannt. Am Abend vor der endgültigen Absage durch die USA absolvierten demnach die GSG-9-Kämpfer auf dem US-Hubschrauberträger eine Generalprobe für die gewaltsame Befreiung der „Hansa Stavanger“, die „hervorragend“ verlaufen sei, berichtete das Nachrichtenmagazin. Dies hatte der Chef der GSG 9, Olaf Lindner, demnach auch dem Innenministerium gemeldet.

Für den Einsatz hatte Lindner die Nachtstunden zum 1. Mai geplant. Dazu war es nicht mehr gekommen, weil der Sicherheitsberater der US-Regierung, James Jones, die Aktion wegen zu hoher Risiken abblies. Vorher hatte es bereits erhebliche Meinungsunterschiede zwischen der GSG 9 vor Somalia und der für die Eliteeinheit zuständigen Bundespolizei in Potsdam gegeben. Während Lindner die Risiken des Zugriffs für vertretbar hielt und dies auch nach Berlin meldete, vertraten die Bundespolizisten in Potsdam die Ansicht, die Gefahren seien zu hoch und intervenierten bei Innenstaatssekretär August Hanning.