Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) Jörg Ziercke hat ausdrücklich den Vorstoß von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen begrüßt,

Hamburg. Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) Jörg Ziercke hat ausdrücklich den Vorstoß von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen begrüßt, kinderpornografische Internetseiten gesetzlich zu sperren. "Frau von der Leyen greift mit der Bekämpfung der Kinderpornografie ein Thema auf, dem ich mich intensiv verpflichtet fühle und das mit der zunehmenden Verbreitung des Internets eine ganz neue Dimension erreicht hat", sagte Ziercke dem Abendblatt. Die Ministerin hatte in einem Interview mit dem Abendblatt angekündigt, dass sie das Telemediengesetz entsprechend ändern will. Ziercke selbst hatte zuvor bereits gefordert, kinderpornografische Internetseiten zu sperren. Der BKA-Chef geht davon aus, dass diese Maßnahme "die Verbreitung und Besitzbeschaffung von Kinderpornografie" erschweren wird. "Der Aufwand, den die Täter betreiben müssen, steigt", sagt Ziercke. "Und je konsequenter die Provider gegen derartige Angebote vorgehen, desto schwieriger wird es, in den Besitz kinderpornografischen Materials zu kommen."

Zudem würde den Tätern so permanent gezeigt, "dass ihr Tun gesellschaftlich geächtet und strafrechtlich sanktioniert wird". Ziercke ist sicher: "Mittelfristig ziehen rückläufige Zugriffszahlen sinkende Gewinne nach sich und machen das Geschäft mit Kinderpornografie weniger lukrativ." Laut Ziercke haben "Norwegen, Dänemark, Schweden, Finnland, Italien, die Schweiz, Neuseeland, Großbritannien, Südkorea, Kanada oder Taiwan positive Erfahrungen mit der Sperrung von entsprechenden Seiten gemacht". In Schweden würden durch das sogenannte Access-Blocking täglich etwa 50 000, in Norwegen etwa 15 000 Zugriffsversuche auf kinderpornografische Seiten abgewehrt.

Wie auch die Ministerin, schilderte Ziercke das Internet als das entscheidende Medium zu Verbreitung von Kinderpornografie. Es trage dazu bei dass Bilder , die "früher in klandestinen Zirkeln von Hand zu Hand weitergegeben wurden, heute auf Knopfdruck in Echtzeit weltweit unwiderruflich verfügbar" seien. Die Opfer würden unvorstellbar traumatisiert und "in bisher ungeahntem Ausmaß dauerhaft in der Öffentlichkeit stigmatisiert".

Trotz einer Selbstverpflichtung der Internetbranche, diese Seiten aus dem Netz zu nehmen, verzeichnet die Polizei steigende Zahlen. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden 2007 12 772 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern auf entsprechenden Internet-Seiten ermittelt. "Im Internet mehren sich daneben Bilder, auf denen Gewaltausübungen dokumentiert sind und Kleinkinder oder sogar Kleinstkinder schwer missbraucht und misshandelt werden", so Ziercke. "Insgesamt ist eine Tendenz zu immer jüngeren Opfern zu erkennen." Der Verband der deutschen Internetwirtschaft Eco, der eine gesetzliche Regelung zur Sperrung der Seiten ablehnt, war gestern zu einem Gespräch beim BKA. Über den Inhalt wurde nichts bekannt. Nach parteiübergreifender Zustimmung zu dem Vorstoß der Ministerin, äußerten sich die Grünen am Freitag skeptisch. Die kinderpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Ekin Deligöz, warnte in der "Neuen Presse" vor einem "nationalen Alleingang".