Erst verwehrte er ihr seine Stimme bei der Ministerpräsidentenwahl und jetzt will er sie auch von der Spitze der SPD-Landtagsfraktion verdrängen: Es wäre einfacher, “wenn Andrea Ypsilanti nicht so an ihren Ämtern kleben würde“, sagte SPD-Abweichler Jürgen Walter über die hessische Landeschefin.

Frankfurt/Main. "Andrea Ypsilanti sollte Thorsten Schäfer-Gümbel noch vor Mittwoch den Fraktionsvorsitz antragen", sagte Walter der "Frankfurter Rundschau" laut Vorabmeldung. Schäfer-Gümbel ist nach der gescheiterten rot-grünen Minderheitsregierung neuer SPD-Spitzenkandidat in Hessen. "Es wäre aber einfacher für ihn, wenn Andrea Ypsilanti nicht so an ihren Ämtern kleben würde. Das würde seine Chancen erhöhen", sagte Walter, der die Fraktion von 2003 bis 2007 führte.

Die SPD-Abweichler, die Ypsilantis Wahl zur Ministerpräsidentin verhinderten, kämpfen unterdessen gegen den drohenden Ausschluss aus der Partei. Die Abgeordnete Silke Tesch kündigte in der "Frankfurter Rundschau" an, sie werde sich wehren. "Sozialdemokratin sein ist eine Lebenseinstellung", sagte Tesch. "Ich werde um mein Parteibuch kämpfen bis zum Schluss."

Walter, der ebenfalls zu den Abweichlern gehört, sagte dem Blatt zufolge: "Es ist ein merkwürdiges Demokratieverständnis, wenn die Partei uns jetzt ausgrenzt. Ich glaube aber nicht, dass man damit das hässliche Bild korrigieren kann, das die hessische SPD im Moment abgibt." Er und seine drei Kolleginnen hätten nur ein Grundrecht von Abgeordneten in Anspruch genommen.