Bei den Gründen für den Job-Boom fällt immer wieder der Name Hartz, abgeleitet von Peter Hartz. Auch wenn der ehemalige Vorstand von Volkswagen...

Hamburg. Bei den Gründen für den Job-Boom fällt immer wieder der Name Hartz, abgeleitet von Peter Hartz. Auch wenn der ehemalige Vorstand von Volkswagen heute selbst keinen Job mehr hat und im Zuge der VW-Affäre zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde: Mit dem Personalexperten in Diensten der Wolfsburger wurde unter Kanzler Gerhard Schröder die deutsche Arbeitsmarktpolitik revolutioniert. In der Großen Koalition von Union und SPD ging dieses Schrauben und Nachjustieren am Jobmotor weiter.

Die sogenannten Hartz-Gesetze brachten unter anderem eine kürzere Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I, schärfere Regeln für Langzeitarbeitslose und eine Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Wer Jobangebote ablehnt, hat nun mit weniger Transfer vom Staat ("Stütze") zu rechnen. Aber auch Firmen tricksen nicht mehr so ausgiebig, wie sie es in vergangenen Jahren dank falscher politischer Anreize taten: In einer Art Beutegemeinschaft wurden ältere Mitarbeiter zur Frührente überredet. Sie bekamen eine ausgehandelte Abfindung, mindestens ein Jahr oder sogar länger Arbeitslosengeld und retteten sich so in den Ruhestand. Das verhagelte der Arbeitsagentur die Statistik und kostete alle Deutschen Milliarden Euro.

Hartz brachte deutlich mehr Jobs für Geringverdiener und einen explosionsartigen Anstieg in der Zeitarbeit. Noch 1996 gab es 150 000, heute bereits 635 000 Zeitarbeiter. Es zog beileibe keine "hire and fire"-Mentalität in den Arbeitsmarkt ein, wie man sie aus anderen Ländern kennt. Aber "flexibler" wurde er schon.

Auch Ausbildungsangebote, Weiterqualifizierungsmaßnahmen und das Programm 50plus haben zum gesunden Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Jobs beigetragen. Erst diese - und nicht die Mini-Jobber - sind die harte Währung gesunder Politik. 500 000 angestellte Menschen mehr als im Vorjahr zahlen jetzt Beiträge in die Krankenkassen, die Arbeitslosen-, die Rentenversicherung.

Auch die schrumpfende Bevölkerung trägt zur sinkenden Arbeitslosenzahl bei. Ältere gehen in Rente, die Zahl der jüngeren Arbeitnehmer sinkt. Der dicke deutsche Altersbaum wird dünner, je weiter es vom Wipfel der Senioren Richtung Neugeborenenstamm geht.