Der ruinierte Ruf von manchen Eltern, Jugendämtern und Familiengerichten trägt in Deutschland inzwischen viele traurige Namen. Solche wie Jessica, Kevin und Lea-Sophie. Sie stehen für die zahlreichen Kinder, die von ihren Eltern manchmal bis in den Tod gequält werden, deren Leid zu lange nicht erkannt und denen Hilfe nicht konsequent genug gegeben wird. Zu lange hat man sich schlicht nicht vorstellen können - und wollen - welche Dramen sich hinter verschlossenen Kinderzimmertüren abspielen können. Zu lange galt der in diesem Fall fatale Grundsatz, das Private gehe den Staat nichts an. Die dürren Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Anstieg der richterlich verordneten Sorgerechtsentziehungen lassen nun hoffen, dass sich dies langsam ändert.

Die Sensibilität für die mögliche Grausamkeit gegenüber Kindern wächst bei Jugendämtern und Gerichten und damit auch der Mut, vielleicht lieber einmal mehr als einmal zu wenig ein Kind dem Einfluss der Eltern zu entziehen. Das ist, wie nun gerade auch der schockierende Fall der beiden verwahrlosten Mädchen in Bremen zeigt, eine ständige Gratwanderung, die schnell schiefgehen kann. Sie kostet Engagement, Zeit, Geduld - und Geld. Das aber muss sich unsere Gesellschaft leisten können. Schließlich geht es darum, Menschenleben zu retten.