Nach den Anschlägen des 11. September 2001 sagte der renommierte Religionssoziologe Peter L. Berger im Abendblatt-Interview, entscheidend wichtig "für die Entwicklung eines demokratischen, zivilgesellschaftlich orientierten Islam" seien die großen muslimischen Gemeinden in Europa. Und hier müsse es dafür "auch eine neue Art von theologischer Ausbildung geben".

Dies scheint endlich in Gang zu kommen. Für die Einwandererkinder, die seit 40 Jahren deutsche Schulen besuchen, gab es bisher kein einziges kindgerechtes islamkundliches Lehrbuch, wohl aber wöchentlich neue Handytarife. Entscheidend ist, dass muslimische Kinder jetzt auf Deutsch und im Unterricht an ihre Religion herangeführt werden Dass sie also die Bedeutung der Geschichten und Aussagen verstehen lernen, Fragen stellen, eigene Ideen dazu entwickeln können. Es entspricht einem aufgeklärten Verständnis, das Buch zu bebildern (mit Miniaturen, die den Propheten Mohammed noch mit Gesichtern zeigen), weil Kinder nun mal optisch lernen.

Fromme Muslime kritisieren, dass das Bilderverbot im Islam nicht befolgt worden sei. Nichtmuslime mäkeln, das Buch stelle den Islam zu "weichgespült" dar und verharmlose das Gewaltpotenzial des Korans. Aber man sollte doch das Minarett im Dorf lassen. Überfallen etwa christliche Religionspädagogen die Kinder mit den archaischen Gewaltszenen des Alten Testaments? Der "Koran für Kinder und Erwachsene" mag religionspädagogisch noch nicht der letzte große Wurf sein, aber er ist der Anfang jenes europäischen Islamverständnisses, das Berger gemeint hat.