Hamburg. Inzest ist so alt wie die Geschichte der Menschheit. Da die Bevölkerung nach und nach wuchs, müssen auch nahe Verwandte miteinander Kinder gezeugt haben. Die Jäger und Sammler der Steinzeit vermehrten sich zunächst innerhalb ihrer Horden. Um Inzucht zu verhindern, gingen viele Völker im Laufe der Zeit allerdings allmählich dazu über, die Ehe zwischen Mitgliedern einer gemeinsamen Gruppe zu verbieten (Exogamie). Eine Heirat zwischen Eltern und Kindern war und ist fast überall verboten.

Die Geschwisterehe war insbesondere bei Herrschergeschlechtern üblich. So sollten die Macht in der Familie erhalten und das Blut rein gehalten werden. Die Verwandtenheirat wurde unter anderem von den Pharaonen im antiken Ägypten praktiziert. Die ägyptische Königin Kleopatra (69-30 v. Chr.) war mit zwei Brüdern verheiratet. Auch bei den Ureinwohnern Perus gab es Inzest. Angeblich durfte der regierende Inka nur mit seiner Schwester Thronfolger zeugen.

Auch in der Mythologie ist Sexualität zwischen nahen Verwandten nichts Ungewöhnliches. So ist der griechische Himmelsgott Zeus mit seiner Schwester Hera verheiratet, die ägyptische Muttergöttin Isis die Schwesterbraut des Totengottes Osiris. Auch dem griechischen Ödipus-Mythos liegt dieses Phänomen zugrunde. Unwissend heiratet Ödipus seine eigene Mutter und zeugt mit ihr Kinder.

In der Bibel finden sich ebenfalls einige Beispiele - ganz abgesehen davon, dass sich die Kinder von Adam und Eva ohne Inzest nicht hätten fortpflanzen können. So zeugen im Alten Testament die Töchter Lots mit ihrem Vater Kinder, um den Fortbestand der Familie zu sichern. Unklar ist, wie einvernehmlich dies geschieht.

Ein Inzest-Verbot findet sich bereits im 3. Buch Mose: "Niemand von euch darf sich einer Blutsverwandten nähern, um ihre Scham zu entblößen."