HAMBURG. Bundeskanzler Helmut Schmidt soll vor 30 Jahren nur knapp einer Entführung durch die Rote Armee Fraktion entgangen sein. Das behauptet der ehemalige RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock in einem Interview, das im Rahmen der NDR-Dokumentation "Die RAF" am kommenden Sonntag um 21.45 Uhr und am Montag um 20.15 Uhr in der ARD gesendet wird.

"Andreas Baader und Gudrun Ensslin wollten, dass wir Helmut Schmidt als Geisel nehmen. Wir haben Schmidts Hamburger Reihenhaus von einem Gebäude schräg gegenüber eingehend beobachtet", sagte Boock den Autoren des TV-Zweiteilers, "Spiegel"-Chef Stefan Aust und Helmar Büchel. Dieser Plan sei zu Beginn des "Deutschen Herbstes" 1977 nur deshalb nicht umgesetzt worden, weil er angesichts der Sicherheitsmaßnahmen für den Bundeskanzler den RAF-Anführern als "zu riskant" erschienen sei.

Auch der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher sei bei Andreas Baader und Gudrun Ensslin "ganz weit oben auf der Liste" aufgeführt gewesen.

Das Abendblatt befragte zu Boocks Aussage einen früheren hohen deutschen Sicherheitsbeamten.