Admannshagen. So hilflos hat sich Jörg Walter noch nie gefühlt. In wenigen Wochen wollte der Bauer seine Ernte einfahren. Doch jetzt ist viel mühsame Arbeit eines ganzen Jahres vergeblich gewesen. Statt reifer Gerstenhalme ziert ein acht Meter breiter und zwei Kilometer langer Trampelpfad sein Feld. Tausende G-8-Gegner waren über Wiesen und Felder in Richtung Heiligendamm gelaufen, um die Sicherheitssperren der Polizei zu umgehen. Dabei zertrampelten sie mehrere Hektar Getreide und Raps. Der Schaden pro Hektar beträgt rund 1000 Euro.

"Ein Demonstrant sagte zu mir, Sie fahren ja auch noch einen Jeep, da können Sie ruhig was von Ihrem Wohlstand abgeben", sagt Landwirt Walter empört. Das Auto brauche er für seine tägliche Arbeit. Das habe nichts mit Wohlstand zu tun. In Admannshagen hatten die G-8-Gegner zunächst eine Mahnwache abgehalten und wollten dann ins acht Kilometer entfernte Dorf Börgerende marschieren. Weil die Polizei die Straße gesperrt hatte, flüchteten die Demonstranten kurzerhand über die Felder. "Ich habe mich von der Polizei im Stich gelassen gefühlt", sagt Jörg Walter dem Abendblatt. "Mein Eigentum zu schützen stand nicht auf der Tagesordnung." Auf 2000 Euro beläuft sich bislang sein Schaden. Geld, das der 46-jährige Mecklenburger seinen zwei Mitarbeitern im nächsten Monat nicht auszahlen kann.

Neben Jörg Walter sind weitere vier Landwirte betroffen. Wie groß die zerstörte Fläche insgesamt ist, ist noch unklar. Erst nach Ende des G-8-Gipfels werden Gutachter die zertrampelten Feldern untersuchen. Wegen der Flurschäden fordert der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern inzwischen von der Bundesregierung Schadenersatz und die Übernahme der Gutachterkosten. "Hier wurde mutwillig Eigentum zerstört", sagt Detlef Lindemann, Geschäftsführer des Verbandes. Die Polizei habe zugelassen, dass die Demonstranten die Felder nach Heiligendamm gelaufen sind. Die Bundesregierung müsse für die Schäden aufkommen. Wegen der zerstörten Flächen will der Verband Strafanzeige gegen unbekannt stellen.

Bereits im Mai hatten sich die Bauern an den mecklenburgischen Innenminister gewandt und sich nach Schutzmaßnahmen erkundigt. "Man hat auf die Versicherungen verwiesen und uns zugesagt, dass die Polizei alles tun werde, um Gewalttaten zu verhindern", sagt Verbandssprecher Harald Kienscherf. Aus dem Innenministerium hieß es, man prüfe die Forderungen des Bauernverbandes.