ROSTOCK. Sie wollten "trommeln, bis es nervt". So sagt es Herbert Grönemeyer. Aber ob die musikalische Botschaft des großen G-8-Begleitkonzerts in Rostock mit Stars wie Bono und Bob Geldof sowie den Toten Hosen wirklich die Mächtigen der Welt erreicht hat, die nur wenige Kilometer weiter westlich an der Ostseeküste in Heiligendamm getagt haben, ist fraglich. Rund 70 000 Besucher und 17 Bands aus aller Welt erhoben bei dem Konzertspektakel dem Motto getreu ihre "Stimme gegen Armut" in Afrika.

Sommerhitze, rockige Klänge und ein Hauch von Woodstock. "Es ist ein ganz toller Tag", jubelte Grönemeyer der ausgelassen feiernden Menge vor der Bühne zu. Zum Abschluss sang er gemeinsam mit Bono die Gänsehaut-Hymne "Mensch".

Hauptforderung Grönemeyers und der anderen Stars ist das Einhalten der Versprechen, die die G-8-Staaten 2005 auf ihrem Gipfel im schottischen Gleneagles gemacht haben. Damals sagten die Länder zu, ihre Entwicklungshilfe bis 2010 auf 50 Milliarden US-Dollar zu steigern. Für Grönemeyer ist das Rostocker Konzert ein Werkzeug, den Menschen diese Forderungen zu erklären und sie für sich einzunehmen: "Tischler haben einen Hobel, Maler eine Pinsel. Wir haben nur unser Publikum und es wäre verantwortungslos, wenn wir das nicht nutzten." Auf der Bühne rief er später Richtung Heiligendamm: "Frau Merkel, halt dein Wort!"

Bono, der zuvor mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über Afrika gesprochen hatte, respektierte zwar deren Haltung, dass sie nicht mehr versprechen will, als sie halten kann. Aber er besteht darauf: "Deutschland muss sich an seine Verpflichtungen halten." Bob Geldof, der 1985 das legendäre "Live Aid"-Konzert gegen den Hunger in Afrika organisiert hatte, sagte, es sei für die Menschen in Afrika ein weiter Weg zur Gerechtigkeit - "aber wir werden jeden Meter mit ihnen gehen, um sie zu erreichen", sang Geldof im Duett mit Tote-Hosen-Sänger Campino.

Die Stars teilten sich die Bühne mit "Botschaftern" aus acht Entwicklungsländern. Stellvertretend für andere arme Länder machten sie als "Poor 8" (P 8, "Die Armen 8") auf die Not in ihrer Heimat und anderswo aufmerksam. Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus aus Bangladesch forderte den G-8-Gipfel auf, am Aufbau einer neuen Welt mitzuwirken.

Für das Publikum in Rostock gab es am Ende auch eine stimmungsvolle Wiedergutmachung für die Krawalle, die vielen in der Stadt noch in den Knochen steckten. Endlich gingen fröhliche und harmonische Bilder aus der Hansestadt um die Welt.