Kommentar

Der Wohlstand, den wir alle so schätzen, bringt auch viel Lärm mit sich: von Autos, Flugzeugen und Zügen, von Baustellen und Industrieanlagen, gerade in einem Ballungsgebiet wie Hamburg. Großstadtlärm kann genervte Nachbarn auf Dauer krank machen. Dennoch: Eine noch bedrohlichere Quelle für Hörschäden großen Stils liegt woanders. Denn seit Erfindung von Walkman und MP3-Player ist eine ganze Generation von Taubheit bedroht. Jeder vierte Jugendliche leidet schon unter einem Hörschaden, die Folge krank machender Dauerbeschallung über Mini-Ohrstöpsel. Aus ihnen wummert ein EU-weit erlaubter Maximalpegel bis zu 100 Dezibel. Ein Wert, bei dem die empfindlichen Zellen im Innenohr geschädigt werden.

Manchmal nerven die monotonen Wumm-wumm-Rhythmen sogar, obwohl man sie selbst gar nicht im Ohr hat - sondern der Nebenmann in der U-Bahn. Der aber hört den Lärm vielleicht nur gedämpft, weil er selbst schon schwerhörig ist. Regelmäßige Disco-Besuche sorgen für weiteren Schwund des Hörvermögens. Die Hälfte der Jugendlichen gab bei einer vom Gesundheitsministerium beauftragten Befragung kürzlich an, sie könnten sich in der Disco nur schreiend verständigen. Ein solcher Lärmpegel schlägt auf die Ohren. Experten sagen voraus: Wenn die jungen Leute von heute erst einmal um die 50 sind, wird jeder Dritte ein Hörgerät benötigen.

Die Warnungen der Fachleute am heutigen Tag des Hörens werden wohl schneller verklungen sein als die wummernden Rhythmen aus den modernen Kopfhörern. Immerhin bleibt die Hoffnung: Vielleicht treffen die Warnrufe nicht nur auf taube Ohren. Der gute Rat: Dreht die Lautstärke ein bisschen runter!