Steuergelder für die Kleinsten: Zum Ausbau der Krippenplätze sollen alle Steuerzahler beteiligt werden. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) wandte sich in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erneut gegen die kursierenden Modelle, das Kindergeld einzufrieren oder die Steuervorteile von Ehepaaren zu beschneiden. "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht zuerst bei den Familien schauen sollten, wo wir das Geld herbekommen", sagte von der Leyen. "Sonst zahlen Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen oder Schulkinder haben, dafür, dass die Krippenbetreuung ausgebaut wird."

Mit einem Kappen des Ehegattensplittings treffe man vor allem Familien mit Kindern in der breiten Mittelschicht. Von der Leyen kündigte an, einen eigenen, detaillierten Vorschlag zur Finanzierung am 16. April im Koalitionsausschuss vorzulegen. "Eine Finanzierungsdebatte kann nur dann erfolgen, nachdem wir gemeinsam ein Ziel formuliert haben und alle dahinterstehen", sagte sie.

Der Ausbau der Krippenplätze ist in der Union nach wie vor umstritten. Ministerin von der Leyen geht davon aus, dass insgesamt 750 000 Kitaplätze für unter Dreijährige in Deutschland nötig sind. Derzeit sind rund 250 000 vorhanden. Den Ausbau soll es nach ihrer Vorstellung bis 2013 geben.

CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder hatte den von der Ministerin genannten Bedarf bezweifelt und weitere Prüfungen verlangt. Derzeit gibt es nach Angaben von der Leyens nur für acht Prozent aller Kinder unter drei Jahren in den alten Ländern einen Krippenplatz. Mit 750 000 Krippenplätzen wäre in Deutschland für rund 30 Prozent aller unter Dreijährigen ein Angebot vorhanden. Das sei der europäische Durchschnitt.

In der Talksendung "Beckmann" sagte die Ministerin gestern Abend, dass sie traditionelle Lebensentwürfe für überholt halte. Mann und Frau müssten die Verantwortung für Kinder gemeinsam übernehmen. "Das heißt: gemeinsam Einkommen verdienen, aber auch gemeinsam für die Kinder da sein." Auch die Arbeitsabläufe in deutschen Unternehmen müssten sich wegen der gemeinsam verantworteten Kinderbetreuung gravierend ändern.