Ursula von der Leyen und Maria von Welser stellten ihr gemeinsames Werk vor.

Berlin. Ursula von der Leyen gehört mit ihren Frauen- und Familienthemen zweifellos zu den Stars im Kabinett Merkel. Ob sie tatsächlich wie keine andere "in der politischen Geschichte des Landes . . . polarisiert" hat, wie Maria von Welser meint, sei dahingestellt. Fest steht aber, dass die CDU-Ministerin einen alten Parteifreund wie den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt dazu gebracht hat, das neue Elterngeld mit dem zornigen Satz zu kommentieren, es gehe darum, dass mehr Kinder geboren würden, "und nicht, wer spült"!

Man weiß, was Ursula von der Leyen denkt, und was sie will, weiß man auch. Schließlich hat kein anderer Minister, keine andere Ministerin im zurückliegenden Jahr mehr Interviews gegeben als die energische Familienministerin. So gesehen bietet das Gesprächsbuch, das der Bertelsmann-Verlag jetzt herausgebracht hat, keine Überraschungen. Es heißt "Wir müssen unser Land für die Frauen verändern. Maria von Welser im Gespräch mit Ursula von der Leyen" und wurde gestern in Berlin vorgestellt.

Von der Leyen begründete ihre Mitwirkung damit, dass es sie gereizt habe, einmal nicht nur Details ihrer Politik zu erklären, sondern "das ganz große Bild zu zeichnen", von Welser sprach von persönlichen Motiven. Von "Wut" und einem "dicken Hals", wo es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehe. Der böse Begriff "Rabenmutter" sei früher schließlich auch auf sie angewendet worden.

Ein bisschen von der alten Rage bekam der Berliner Historiker Paul Nolte zu spüren, den der Verlag als Laudator engagiert hatte. Als Nolte sich zu dem Satz verstieg, das Buch verlange dringend nach dem Nachfolgetitel "Wir müssen unser Land für die Männer verändern", konnte sich von Welser ein scharfes "Mir kommen die Tränen!" nicht verkneifen.

Ein Buch mehr. Ein wichtiges Buch? Wer regelmäßig in die Zeitungen schaut und die Nachrichten verfolgt, wird es nicht unbedingt lesen müssen. Der kennt den Forderungskatalog: mehr Kitaplätze für die Ein- bis Dreijährigen, mehr Ganztagsschulen.

Immerhin, bei Maria von Welser sieht er den Themenkomplex noch einmal gebündelt. Am Ende steht der desillusionierte Satz: " . . . trotz vieler Errungenschaften scheinen die Frauen in Deutschland heute erschöpft vom Kampf um Gleichheit und Gleichberechtigung." Er stammt von Maria von Welser, die als Fernsehjournalistin seit Jahrzehnten für die Gleichberechtigung der Frauen kämpft.

Die Ministerin gab sich optimistischer. Sie räumte ein, dass ihr die verlogenen Fragen ("Sieben Kinder und dann noch der Beruf - wie machen Sie das bloß?") anfangs zugesetzt hätten, dass es ihr inzwischen aber darum gehe, zu beweisen, dass es für eine Frau nicht unmöglich sei, "mehrere Kinder und eine Führungsposition" unter einen Hut zu kriegen.

Für allgemeine Erheiterung sorgte am Ende der Kollege von der "Köpenicker Seniorenzeitung". Der erklärte, in der untergegangenen DDR sei die Frauenemanzipation so weit fortgeschritten gewesen, dass die Männer im ersten Drittel ihrer Ehe um die Vorherrschaft gekämpft hätten, im zweiten um Gleichberechtigung und im dritten "ums nackte Überleben". Das brachte sogar Maria von Welser zum Lachen, und Ursula von der Leyen beschloss die Veranstaltung mit den Worten, in welchem Drittel sich die Bundesrepublik gerade befinde, werde man an dieser Stelle wohl nicht mehr klären können.

"Wir müssen unser Land für die Frauen verändern", Bertelsmann, 224 Seiten, 16 Euro