Kommentar

Ist das schon der Bewusstseinswandel in Sachen Klimaschutz? Urplötzlich stehen Politiker aller Couleur auf, wenn es heißt: So retten wir die Umwelt. Und geht es auch nur darum zu sagen: Nie mehr Bali oder Ballermann. Urlaub nur noch zwischen deutscher Küste und den Alpen!

Es geht viel am Thema vorbei, was so auf das Wahlvolk einprasselt. Die Bürger wollen und können entscheiden, was ihnen ihre Urlaubsreise wert ist. Materiell und ideell. Das Gewissen zu beruhigen, indem man bei Atmosfair ein paar Euro für die Sause nach Sydney an ein Klimaprojekt weiterleitet, ist eine löbliche Sache. Aber es ist nicht mehr als ein Ablasshandel für Sünden beim Jetsetten. Jeder ist ein winziger Schmutzfink im Klimadesaster.

Die Glaubwürdigkeit deutscher Politiker wächst nicht, wenn um des Populismus willen Sau um Sau durchs globale Dorf getrieben wird. Diese gewollte Nähe zu Volkes Meinung wäre in Umweltdingen substanziell wichtig. Warum fliegen Beamte 125 000-mal pro Jahr zwischen Bonn und Berlin? Geht's bei Dienstwagen - bei aller Sicherheit und Repräsentativität - auch kleiner? Könnten nicht mehr Volksvertreter auf die Bahn wechseln?

All das nützt nichts, wenn nicht europäische Politiker ihre Kollegen in den USA, China und Indien dazu bringen, den industriebedingten Ausstoß an Kohlendioxid gewaltig zu reduzieren. Dazu müssen Anreize entwickelt werden.

Im nächsten Schritt würde man sich wünschen, dass die Rahmenbedingungen geschaffen werden, neue Technologien für alte Verkehrsmittel wie Autos, Ozeandampfer und Düsenjets marktreif zu machen. Für alternative Antriebe gibt es Potenzial. Die nächste industrielle Revolution steckt in der Innovation à la Öko. Dass das gelebt wird, sollte man bei unseren Volksvertretern am deutlichsten sehen.