Nach den Fußball-Krawallen der jüngsten Zeit haben Experten am Wochenende eine stärkere Unterstützung für Fan-Projekte gefordert. Zu Ausschreitungen wie in Leipzig könne es in jedem Stadion kommen, sagte der Fan-Beauftragte des Erfurter Fußballklubs Rot-Weiß, Danilo Knieling, der Nachrichtenagentur AP. Das gelte besonders dann, wenn es sich die Gesellschaft zu einfach mache und nur nach der Polizei rufe, statt die Gewaltprävention stärker zu unterstützen.

In Thüringen würden überhaupt keine Landesmittel mehr für Fan-Projekte zur Verfügung gestellt; auch in Sachsen gebe es von der Politik kein Geld zur Umsetzung des "Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit", beklagte er. "Dabei kommt doch der Frust aus der Gesellschaft, und bei uns wird das Ventil aufgemacht", sagte Knieling. Allein mit der Absage von Spielen sei wenig getan. Vielmehr müsse den jungen Leuten intensiv geholfen werden. Viele von ihnen hätten keine richtige Familie mehr.

"Den Fans müssen auch mal Freiräume geschaffen werden. Es bringt uns nichts, wenn die Leute draußen stehen. Wir dürfen sie nicht ausgrenzen", sagte Knieling. In Erfurt habe man es beispielsweise geschafft, Beleidigungen von dunkelhäutigen Spielern durch Fan-Gesänge zu übertönen. Den Einsatz von sogenannten Sport-Staatsanwälten, die an Ort und Stelle Haftbefehle ausstellen können, begrüßte der Experte nachdrücklich.

Die thüringische Landessprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Katrin Göring-Eckardt, beklagte ihrerseits die fehlende finanzielle Unterstützung von Fan-Projekten im Freistaat. Die Projekte seien wichtig, um Krawallen bei Fußballspielen effektiv vorzubeugen. "Wenn die Fan-Projekte jetzt keine finanzielle Unterstützung bekommen, werden dem Land diese Kosten doppelt und dreifach in Rechnung gestellt", sagte die Bundestagsvizepräsidentin.