HAMBURG. Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), war 1977 als junger Polizist in Hamburg eingesetzt. Er erinnert sich gegenüber dem Abendblatt an jenen berühmten "deutschen Herbst": "Ich war an der Wache Oberstraße eingesetzt. Politisch gesehen herrschte Aufbruchsstimmung, man demonstrierte gegen den Hunger und für den Frieden in der Welt. Daneben gab es die Studentenbewegung, mit einigen Gewaltbereiten. Und den RAF-Terrorismus, der uns alle tief verunsichert und geprägt hat. Als Polizisten mussten wir damals Verkehrskontrollen durchführen, zum ersten Mal mit Maschinenpistolen bewaffnet. Dann starben Kollegen durch die Hand der RAF. Die Terroristen sahen uns als ,Büttel des Schweinesystems', unser Leben war ihnen nichts wert."

Freiberg hat viele brenzlige Situationen in Erinnerung. Besonders bei Durchsuchungen habe oft die Angst geherrscht, ohne Vorwarnung beschossen zu werden. "Wir befanden uns in einem Zustand der Dauerfahndung. Immer wieder kam es zu Schusswechseln mit Mitgliedern der RAF, wirklich grausamen Situationen. Man darf nicht vergessen, dass die Gesellschaft damals wie gespalten war, viele haben die RAF ideologisch unterstützt."

Aus rechtsstaatlicher Sicht ist nach Freibergs Auffassung an der Entscheidung, Brigitte Mohnhaupt auf Bewährung zu entlassen, nichts auszusetzen. "Trotzdem empfinden viele Skepsis und Bitterkeit. Wir waren die, die damals unter Einsatz unseres Lebens den Staat verteidigt haben."

Dem Gnadengesuch von Christian Klar steht Freiberg kritisch gegenüber: "Die RAF-Terroristen sind Massenmörder. Und anders als Frau Mohnhaupt hat Klar seine Mindeststrafzeit noch nicht verbüßt." Gnade könne er nur gewährt bekommen, wenn er helfe, auch die letzten Morde aufzuklären, und Bereitschaft zur Aufarbeitung zeige.