Kommentar

Einheitliche Schulkleidung kann ein Weg sein, soziale Unterschiede abzubauen. Verschwinden wird die Diskrepanz zwischen viel und wenig Taschengeld, zwischen Reich und Arm auf dem Schulhof und anderswo vermutlich nie. Wer anderen zeigen will, was er sich leisten kann, wird immer Wege finden.

Aber der gemeinsame Dress für alle kann vor allem das Wir-Gefühl an Schulen stärken. Die Identifikation mit dem Lernort ist wichtiger denn je. Schule heute ist eben längst mehr als eine Belehrungsanstalt, wenn sie gut ist. Der Trend geht auch in Deutschland inzwischen in Richtung Ganztagsschule. Und das heißt: In der Schule gibt es auch Freizeit- und Erholungsangebote, die nur derjenige gern nutzen wird, der ein positives Grundgefühl hat. Genau das kann die Schulkleidung betonen.

Die entscheidende Voraussetzung ist jedoch die Freiwilligkeit. Nur wenn Schüler, Eltern und Lehrer überzeugt sind, daß sich das Schulklima spürbar verbessert, wenn alle die gleiche Kleidung tragen, kann es funktionieren. In Deutschland fehlt die Tradition der Schuluniformen, wie sie die angelsächsischen Länder kennen. Bei uns gibt es Vorbehalte, die ernst genommen werden sollten. Die weitverbreitete Neigung, mit radikaler Gründlichkeit alle zwangsweise zu "beglücken", ist in diesem Fall besonders töricht. Schon deswegen, weil die einheitliche Kleidung eben kein Allheilmittel ist.